Die Wechseljahre können für Frauen sowohl körperlich als auch psychisch belastend sein. Reizbarkeit, Ängste und Gemütsschwankungen treten häufig auf, auch depressive Verstimmungen. Aber können selbst schwere Depressionen Folge der Wechseljahre sein? Ob homöopathische Präparate, Hormontherapie, Antidepressiva oder eine psychotherapeutische Behandlung empfehlenswert sind, kann nur die fundierte ärztliche Diagnose klären.

Die Wechseljahre machen vielen Frauen schwer zu schaffen. Etwa jede dritte leidet unter typischen Symptomen wie etwa Schweißausbrüchen, Hitzewallungen und Gewichtszunahme.  „Der gravierende hormonelle Umstellungsprozess des Körpers trägt unter anderem auch zu Veränderungen des Haushalts von wichtigen Botenstoffen wie Serotonin oder Noradrenalin im zentralen Nervensystem bei“, erläutert Dr. med. Volker Draschka, Chefarzt der Schlossparkklinik Dirmstein. „Das kann zu erheblichen seelischen Beschwerden wie etwa intensiv erlebten Verstimmungen beziehungsweise Gemütsschwankungen führen.“ Neben depressiven Verstimmungen sind auch psychosomatische Beschwerden wie Ängstlichkeit und Schlaflosigkeit nicht selten. Verständlicherweise suchen von solchen Auswirkungen der Wechseljahre betroffene Frauen daher mitunter psychosomatische Kliniken auf, um sich behandeln zu lassen.

Was haben Wechseljahre mit Depressionen zu tun?

Die Wechseljahre, auch als Klimakterium bezeichnet, beginnen etwa mit dem 45. Lebensjahr und enden mit der letzten Regelblutung (Menopause) – meist ungefähr im Alter von 52 Jahren. „Mit der Einstellung der Östrogenproduktion endet nicht nur die Fruchtbarkeit“, betont unser Klinik-Experte. „Nachgewiesen ist seit langem auch ein Zusammenhang zwischen Hormonspiegel und  Stimmungsschwankungen“, so der Facharzt für Psychiatrie. Viele Frauen erlebten diese Verstimmungen intensiver, länger und heftiger als in den Jahren zuvor. „Studien belegen jedoch, dass ‚echte‘ Depressionen in den Wechseljahren nicht häufiger auftreten als in jungen Jahren. Vielmehr stecken dahinter oft Probleme mit dem Älterwerden, dem Ende der Fruchtbarkeit oder nicht verarbeiteten Konflikten. Und auch die oft erheblichen beruflichen und familiären Umbrüche in diesem Lebensabschnitt fordern ihren Tribut.“

Wer in den Wechseljahren an Depressionen erkrankt, gibt oft den Hormonen Schuld.

Wie Sie Stimmungstiefs in den Wechseljahren gegensteuern

Wichtig ist eine medizinische Diagnose auf Basis der persönlichen Anamnese und Symptome. Handelt es sich um leichte Gemütsschwankungen bzw. Stimmungsschwankungen (die in den Wechseljahren völlig normal sind), so können beispielsweise Johanniskraut oder etwa Traubensilberkerzen-Präparate, ätherische Öle oder homöopathische Behandlungen helfen. Soziale Aktivitäten wie gemütliche, gesellige Runden mit Familie oder Freunden sind ideale Freizeitbeschäftigungen mit hohem Wohlfühlfaktor. „Und auch Sport kann helfen, unsere Stimmung aufzuhellen, und wirkt nachweislich gegen Depressionen – auch während der Wechseljahre “, so Dr. Draschka. „Wer regelmäßig in die Pedale tritt oder im Schwimmbecken seine Bahnen zieht, der fördert zudem die Produktion des Neurotransmitters Dopamin im Gehirn, was das sogenannte Belohnungssystem stimuliert und somit Gefühle wie Freude oder Glück auslösen kann.“ Dabei ist es für einen Start eigentlich nie zu spät – das Okay des Hausarztes vor dem ersten Training vorausgesetzt.

Wie natürliche Antidepressiva helfen können

Auch ausreichende Entspannung steuert einem Stimmungstief in den Wechseljahren (und nicht nur dann) entgegen. Ob Wellnessbad, Schlemmermenü oder Autogenes Training – wichtig sind Wohlfühl-Momente nach individueller Lust und Laune. Beeinflussen lässt sich unsere Gemütslage auch durch eine ausgewogene Ernährung mit viel mediterraner Kost, wie sie auch in der Schlossparkklinik Dirmstein angeboten wird. Dass Omega-3-Fettsäuren für Herz und Kreislauf äußerst wertvoll sind, ist ein offenes Geheimnis. Weniger bekannt sind deren positive Wirkungen als natürliches Antidepressivum. Vor allem Walnüsse sowie fetter Seefisch wie Lachs oder Makrele sollten deshalb möglichst oft auf dem Speiseplan stehen. „Untersuchungen zeigen, dass an Depression erkrankte Patienten häufig einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel aufweisen“, berichtet der Chefarzt. „Um dieses Defizit auszugleichen, empfehlen sich neben Vitamin-D-haltigen Lebensmitteln häufige Spaziergänge, insbesondere in der trüben Jahreszeit. Denn zu 90 Prozent wird Vitamin D durch UV-Strahlung, also Sonnenlicht, in der Haut gebildet.“

Mit Wechseljahrsbeschwerden zur Psychotherapie?

In psychosomatischen Kliniken können Depressionen während der Wechseljahre behandelt werden.

Handelt es sich nicht nur um leichte Verstimmungen, sondern um mittlere bis schwere Depressionen, so ist professionelle medizinische Hilfe erforderlich. In der Regel besteht die Behandlung aus Psychotherapie, die ab einem bestimmten Ausprägungsgrad der Depression auch von einer medikamentösen Behandlung mit einem Antidepressivum ergänzt werden sollte. Antidepressiva machen – entgegen vieler Mythen – nicht abhängig und verändern auch nicht die Persönlichkeit. Eigentlich ist es eher umgekehrt: Dank der Medikamente lässt sich das gestörte chemische Gleichgewicht im Gehirn wieder herstellen. Im optimalen Fall ist der Patient anschließend symptomfrei. Dabei können erfahrene Fachärzte auf eine breite Palette möglicher Medikamente zurückgreifen, je nach Symptombild und Vorerkrankungen des Patienten. Möglich sind zudem komplementäre Verfahren wie angeleiteten Entspannungspraktiken, Bewegungs- und Kreativtherapien. Je nachdem, welche psychosomatische Klinik Sie für die Behandlung während Ihrer Wechseljahre aufsuchen, variiert das Therapieangebot jedoch stark.

So können Hormone bei Hitzewallungen helfen

Sind die Stimmungsschwankungen hingegen eindeutig hormonell bedingt, so kann bei starken Beschwerden gegebenenfalls eine Hormontherapie sinnvoll sein. „Es gibt Hinweise aus neueren Studien, dass Hormone nicht nur bei den typischen Wechseljahr-Symptomen wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und hilfreich sind, sondern eventuell sogar zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden können“, berichtet Dr. Draschka. „Abschließend lässt sich dies derzeit jedoch noch nicht beurteilen, so dass es für eine eindeutige Behandlungsempfehlung noch zu früh ist.“

Trotz aller heftigen Einschnitte und Veränderungen haben die Wechseljahre aber auch ihre positiven Seiten. Schließlich bedeutet das Ende eines wichtigen Lebensabschnitts auch die Chance eines Neubeginns: einer Lebensphase, in der „frau“ neue Interessen und Stärken erleben und entwickeln kann.

Dieser Artikel erschien erstmals am 1. März 2018 und wurde bearbeitet.