Bei Zahnschmerzen gehen wir ganz selbstverständlich zum Zahnarzt. Doch erstaunlich viele Patienten mit Depressionen sind beim Hausarzt in Behandlung, anstatt sich an Spezialisten zu wenden – das hat eine bundesweite Studie in deutschen Hausarztpraxen gezeigt. Wir erklären, welche Vor- und Nachteile das birgt und was der Hausarzt für psychisch Erkrankte im Optimalfall tun kann.

Wie viele Betroffene lassen sich bei Depressionen vom Hausarzt behandeln?

Mehr als jeder zehnte Patient (14,3 %), der seinen Hausarzt aufsucht, ist einer aktuellen Studie zufolge depressiv. Doch nur bei jedem zweiten davon erkennt der Hausarzt die Erkrankung. Wird die Depression richtig diagnostiziert, dann übernehmen gut 50 Prozent der Hausärzte die Behandlung ganz allein. Nur ein Drittel der Betroffenen ist sowohl beim Hausarzt als auch bei einem Spezialisten (etwa einem Facharzt für Psychiatrie) in Behandlung.

Warum verlassen sich so viele depressive Patienten auf ihren Hausarzt? Neben dem oft über viele Jahre gewachsenen Vertrauensverhältnis zum Hausarzt könnten auch Vorbehalte gegenüber Psychiatrie und Psychotherapie eine Rolle spielen. Hinzu kommt die häufig schlechte Versorgungslage. Immerhin wartet man in Deutschland durchschnittlich sechs Monate auf einen kassenfinanzierten Psychotherapie-Platz! Und auch auf einen Termin bei einem Psychiater müssen Patienten ebenso oft etliche Wochen warten. Wer schnelle Hilfe bei Depressionen benötigt, ist daher häufig auf den Hausarzt angewiesen.

Hier lesen Sie, was Sie tun können, um lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz zu umgehen.

Was macht der Hausarzt bei einer Depression?

Kann ein Hausarzt Depressionen behandeln?

Wer mit Depressionen zum Hausarzt geht, erhält in den meisten Fällen ein Rezept für Antidepressiva. Bedauerlich ist: Laut aktueller Studie werden fast 60 Prozent der Hausarztpatienten mit Depressionen nicht leitliniengerecht behandelt. Häufig verschreibt der Arzt ausschließlich Medikamente, obwohl eine (zusätzliche) Psychotherapie für den Patienten hilfreich wäre – doch nur wenige Hausärzte haben eine Ausbildung in Psychotherapie. Oft mangelt es im hektischen Praxisalltag auch an Zeit, um psychische Erkrankungen richtig zu erkennen und behandeln.

Für eine verbesserte hausärztliche Versorgung bei Depressionen setzt sich darum die Initiative ifightdepression ein, die auf ihrer Website auch Ressourcen für Hausärzte anbietet.

Statistik: Anzahl der diagnostischen und therapeutischen Defizite in Deutschland (in Millionen) | Statista
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Was kann der Hausarzt für psychisch Erkrankte im Optimalfall tun?

Trotzdem spielt bei Depressionen der Hausarzt als primärer Ansprechpartner eine wichtige Rolle. In der Regel begleitet er Patienten über viele Jahre und kennt daher die medizinische Vorgeschichte gut. Das ist wertvoll, gerade weil sich Depressionen nicht selten hinter unklaren körperlichen Beschwerden wie Schmerzen oder Schlaflosigkeit verbergen. Umgekehrt können körperliche Erkrankungen wie eine Schilddrüsen-Unterfunktion oder bestimmte Medikamente eine depressive Symptomatik hervorrufen. Der Hausarzt hat hier die wichtige Aufgabe, eine erste medizinische Einschätzung vorzunehmen und Betroffene zur weiteren Abklärung an Spezialisten zu überweisen.

Häufig benötigen Patienten bei Depressionen eine engmaschige Betreuung über einen längeren Zeitraum hinweg. Die Hausarztpraxis ist hier ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt: So stellt der Hausarzt normalerweise den ärztlichen Konsiliarbericht aus, den man vor einer Psychotherapie benötigt. Auch in Krisensituationen wenden sich viele Patienten zunächst an den Hausarzt, der über weitere Optionen beraten und die nötigen Schritte in die Wege leiten kann – sei es eine stationäre Behandlung oder die Betreuung in einer Tagesklinik. Als Vertrauensperson steht der Hausarzt außerdem zur Verfügung, wenn es einmal zu Versorgungslücken kommt, etwa nach dem Ende einer kassenfinanzierten Therapie.

Der Hausarzt kann bei Depressionen schnell helfen, aber ist diese Hilfe auch gut?

Warum sollte man bei Depressionen neben dem Hausarzt unbedingt Spezialisten heranziehen?

Bei Depressionen kann der Hausarzt somit zwar die Weichen für eine leitliniengerechte Therapie stellen und die Betreuung des Patienten ergänzen und koordinieren. Die eigentliche Behandlung sollten aber – ebenso wie bei körperlichen Erkrankungen – besser Spezialisten übernehmen. Fachärzte und Psychotherapeuten haben eine mehrjährige Ausbildung in ihrem Fachbereich absolviert und können daher eine wissenschaftlich fundierte Behandlung auf hohem Niveau gewährleisten. Hier eine kurze Übersicht, wer wofür zuständig ist:

  • Fachärzte für Psychiatrie und Neurologie übernehmen die medikamentöse Therapie psychischer Erkrankungen, führen Krisengespräche und teilweise auch Psychotherapien durch.
  • Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie verschreiben geeignete Medikamente, behandeln im Krisenfall und führen häufig auch Psychotherapien durch.
  • Psychologische Psychotherapeuten bieten Psychotherapie an, dürfen aber keine Medikamente verschreiben.

Eine Kombination aus Medikamenten (Antidepressiva) und Psychotherapie wirkt bei Depressionen oft am besten und nachhaltigsten. Zögern Sie nicht, dabei die Hilfe kompetenter Spezialisten in Anspruch zu nehmen! Eine Privatklinik wie die Schlossparkklinik Dirmstein erlaubt einen zeitnahe Aufnahme der Behandlung im Akutfall und bietet Ihnen während des stationären Aufenthalts eine hohe Therapiedichte.