Wie ein Tagebuch helfen kann, die Genesung zu fördern

Ein Tagebuch ist mehr als eine Sammlung kindlicher Notizen rund um die Erlebnisse des Alltags. Es kann Entwicklungs- und Reflektionshilfe sein, eine Erinnerungsstütze für besondere Leistungen und eine Hilfestellung für Problemlösungen, die weiterentwickelt und forciert werden können. Auch bei psychischen Erkrankungen kann ein Tagebuch eine gute Strategie sein, um die Therapieziele zu fördern und die Selbstreflektion in positive Bahnen zu lenken.

Wie ein Tagebuch helfen kann, die Genesung zu fördern
In einem Tagebuch können Sie Ihre Gedankenwelt festhalten. Die Art und Weise Ihrer Einträge ist Ihnen überlassen. Sie können Geschehnisse des Tages aufschreiben, Ihre Gefühle, Ihre Gedanken. Sie müssen noch nicht einmal darauf achten, ob diese Einträge verständlich sind. Es sind Ihre Einträge und außer Ihnen muss niemand nachvollziehen können, was darin notiert wurde. Es ist Ihr persönlicher Raum, in den niemand anderes hineinschauen darf, wenn Sie es nicht möchten. Und wenn Sie möchten, dass jemand Ihre Einträge verstehen kann, steht es Ihnen frei, sie zu erläutern – in dem Rahmen, den Sie für richtig halten.
Jeder Eintrag, der die gedankliche Innenwelt sichtbar machen hilft, unterstützt die Sortierung der oft wirren Gedanken und Empfindungen. Das Aufschreiben ist ein erster Schritt zum „Loslassen“ und zum Entwickeln einer Distanz zum Erlebten, die eine neutrale Betrachtung der Gesamtsituation erlaubt. Jeder neue Tag kann in einer neuen Seite den Weg zu einem „neuen Anfang“ münden. Gleichzeitig können Sie durch das Aufschreiben die aufkommenden Gedanken sortieren.
Durch ein farbiges Markieren, ein Ergänzen von Skizzen und Zeichnungen, vergeben Sie ganz gezielt Prioritäten. Markieren Sie beispielsweise positive Aspekte in Ihrer Lieblingsfarbe, zeichnen Sie kleine Symbole zu Notizen rund um Ihre Tageserfolge – die kleinen wie die großen. Vergeben Sie selbst die Wertigkeit, die Sie den Erlebnissen zurechnen wollen. Bestärken Sie positive Aspekte mit besonders viel Aufmerksamkeit, um den Fokus auf eine positive Entwicklung zu setzen. Lassen Sie negative Einträge hingegen zurücktreten, um ihnen statt dessen potenzielle Lösungswege für die Zukunft zu ergänzen, die mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Reflektionshilfe für Therapiearbeit und Zukunftsgestaltung
Wenn Sie regelmäßig ein Tagebuch führen, bietet sich Ihnen ein neuer Einblick in Ihre eigene Gedankenwelt. Diese helfen Ihnen, Stimmungsmuster zu erkennen, Trigger zu identifizieren, aber auch überwundene Aspekte als Erfolge wahrzunehmen. Wenn es Ihnen nicht gut geht, können Sie aus den Einträgen mit positiven Erlebnissen Kraft schöpfen. Dabei bietet sich Ihnen nicht nur eine Reflektionshilfe zur Vergangenheit, sondern auch für die Zukunft.
Nutzen Sie die Einträge, um die Kommunikation mit Ihrem Therapeuten zu verbessern, da Sie Zusammenhänge besser festhalten können und Ihre Gedankenwelt nach außen transportieren. Häufig profitiert auch die Kommunikation mit dem nahen Umfeld von der Tagebuch-Nutzung: Das Notieren von Gefühlen gelingt oft besser als das sprachliche Erklären. So können Sie Ihre Angehörigen an Ihrer Gefühlswelt teilhaben lassen und das gegenseitige Verständnis verbessern helfen.

Der Tagebuch-Eintrag als Alltagsritual
Im Genesungsprozess von psychischen Erkrankungen gelten Alltagsrituale als förderlich. Nutzen Sie auch das Führen eines Tagebuchs für die Gestaltung eines angenehmen Rituals: Wählen Sie eine gleichbleibende Zeit am Abend, in der Sie sich in angenehmer Atmosphäre an Ihrem Lieblingsplatz einrichten. Sorgen Sie beispielsweise mit Musik und Licht für eine schöne Umgebung, nutzen Sie gemütliche Kissen und eine Wolldecke oder kochen Sie sich einen Tee. Halten Sie eine Auswahl von Stiften und das Tagebuch bereit. Richten Sie Ihre volle Aufmerksamkeit auf den Eintrag. Schreiben Sie sich alles von der Seele. Sie wird es Ihnen danken.