Stress prägt die Berufswelt, den Alltag und die Freizeit. Er kann krank machen, ebenso zu Höchstleistungen anspornen und entsteht aus Anspannung und Druck von innen oder außen. Doch was ist Stress wirklich? Was macht Stress mit unserem Körper? Wie beeinflusst Stress die Entstehung von Depressionen oder Burnouts? Und woher kommt der Begriff, der noch vor rund 100 Jahren keine Rolle zu spielen schien?

‚Stress‘: Junger Begriff für Reaktion der Ur-Instinkte

Die Bezeichnung „Stress“ wurde erst in den 1930er Jahren durch den österreichisch-kanadischen Forscher und Arzt Hans Selye geprägt. Für den englischen Sprachgebrauch wurde der Begriff aus dem lateinischen „stringere“ für „anspannen“ abgeleitet und soll den Druck und die Anspannung im und am Körper des Betroffenen verkörpern. 
Grundlegend stammen die Entwicklung von Stress und die damit verbundenen Körperreaktionen aus den Urinstinkten: Der Urmensch war von vielen Gefahren und Herausforderungen umgeben, die seine ganze Aufmerksamkeit bedurften. Um in der Begegnung mit gefährlichen Tieren oder Situationen schnell zwischen Flucht und Kampf zu entscheiden oder Lösungen für akute Probleme zu finden, wurde unbewusst der Körper in Alarmbereitschaft versetzt.

Heute sind weniger wilde Tiere oder gefährliche Umstände die Ursache für Stress, sondern die Vielfalt der Herausforderungen im Alltag. Stress lässt sich dabei in zwei Varianten unterscheiden: den positiv geprägten „Eustress“, der zu gesteigerter Leistungsfähigkeit, Motivation und Produktivität führt, und den negativen „Disstress“, der die Anspannung im Körper lange anhält, ohne Entspannungsphasen zu ermöglichen – und somit der Gesundheit nachhaltig schadet.

Was passiert bei Stress im Körper?

Bei Überraschungen, großen Anforderungen und Problemen – kurz gesagt, in Stress-Situationen – wird das limbische System im Gehirn aktiviert. Das limbische System wird vom Menschen nicht bewusst, sondern unbewusst über Urinstinkte gesteuert, wodurch es Gefühle, den Stoffwechsel und vieles Weitere beeinflusst. Der Stress aktiviert somit eine Art unbewusstes Alarmprotokoll, gibt die Reize an den Hypothalamus weiter, der die Ausschüttung von Neurotransmittern und Hormonen veranlasst. Bei der Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol kommt es zu einer erhöhten Pulsfrequenz, einer Anspannung von Muskeln und einer Erhöhung der Aufmerksamkeit. Durch diese Prozesse kann der Körper schnell und effizient auf die aufgetretene Situation reagieren.

Bis zu diesem Punkt hat Stress eine durchaus positive Wirkung auf den Körper, da er die Konzentration und die Leistungsfähigkeit ebenso steigert wie die spontane Reaktionsfähigkeit. Die entstandene Anspannung kostet den Körper jedoch auch viel Energie, weshalb zu gegebener Zeit als passender Gegenpol eine gute Entspannung folgen sollte. 

Problematisch wird der Stress jedoch, wenn er zum Dauerzustand für den Körper wird. Die positiven Effekte wenden sich ins Gegenteil, sobald die Energiereserven zu stark abgebaut werden. Der Körper findet somit nicht mehr in die ausgleichende Entspannung, der Mensch bekommt Konzentrationsprobleme und Leistungsdefizite, die häufig von Schlafstörungen, schlechter Laune und Gereiztheit begleitet werden. Zudem sorgt der Stress-Stoffwechsel oft für schmerzhafte Verspannungen, für Magen-Darm-Beschwerden (Magengeschwüre, Reizdarm, Durchfall oder Verstopfung) und Herz-Kreislauf-Probleme wie Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen. Er begünstigt zudem Allergien, Migräne und stressbedingte Kopfschmerzen, aber auch psychische Erkrankungen wie Depressionen und Burnout.

Stress äußert sich auch psychosomatisch, verursacht also körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Magen-Darm, Kopfschmerzen.

Was tun, wenn Stress krank macht?

Um im Alltag „Herr / Frau“ über den Stress zu bleiben und Ihre Gesundheit zu fördern, sollten Sie regelmäßig für Entspannung in Ihrem Alltag sorgen. Jede Entspannung dient als Ventil für den Ausgleich der Anspannung, die dem Körper das nötige Gleichgewicht zurück gewinnen hilft.

  • Sportliche Betätigungen (Ausdauersport, >30 min, >2/Woche) wie Joggen, Radfahren, Gymnastik und Schwimmen, aber auch Yoga und Pilates fördern den Abbau der aktivierenden Hormone.
  • Meditation und autogenes Training sind ebenso wie entspannende Atemübungen hilfreich für die vermehrte Sauerstoffzufuhr und das Heruntersetzen der „Alarmbereitschaft“ im limbischen System.
  • Massagen, Bäder und vergleichbare Wellness-Behandlungen fördern die Entspannung des Körpers und der Seele.
  • Ätherische Öle wie Rose, Lavendel, Kamille, Melisse und Neroli reduzieren Stresshormone und können über Duftlampen, Potpourris oder Tees zum Einsatz kommen.
  • Ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse stärkt die Nährstoffzufuhr, um die Stressresistenz zu erhöhen. Verzichten Sie auf Zucker, Fastfood und hohen Fleischkonsum, um eine Übersäuerung zu vermeiden, welche die Stressentstehung im Körper fördert.

Sollte überdauernder und übermäßiger Stress bereits zu seelischen oder körperlichen Beschwerden geführt haben, sollten Sie sich an Ihren Hausarzt wenden bzw. über diesen die Vermittlung/Überweisung zu einem Facharzt für Psychiatrie oder Psychosomatik anbahnen lassen. Gerade in der Schlossparkklinik Dirmstein befassen wir uns auf ganz differenzierte und individuelle Weise mit der Diagnose und Behandlung sogenannter stressassoziierter psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen

Dieser Artikel erschien erstmals am 2. November 2020 und wurde überarbeitet.