Endorphine – Natürliche Linderung für körperlichen und seelischen Schmerz

Im Verbund der Glückshormone spielen die Endorphine die Rolle des Extremen: Extreme Energieschübe, rauschähnliche Glücksgefühle, emotionale Betäubung in Notsituationen und die Linderung von Schmerzen folgen bei der Ausschüttung des Botenstoffs, der jedoch durch seine intensive Wirkung auch das Potenzial zur Suchtentfaltung mitbringt. Primär sind Endorphine vom Körper ausgeschüttete Nothelfer, die dem Menschen ermöglichen, mit spontan eintretenden und überraschenden Ereignissen besser umzugehen (auch endogenes Endorphin-/Opioidsystem genannt).

Vom Überschwang der Glücksgefühle

Wenn eine Fahrt mit der Achterbahn die Empfindungen durcheinander wirbelt oder der intensive Sport in Höchstleistungen mündet, sind die intensiven Glücksgefühle in der Regel den Endorphinen geschuldet. Zusammen mit anderen Botenstoffen wie Serotonin und Dopamin gelten die Endorphine als echte Stimmungsaufheller, die der gesunde Körper eigenständig produziert. Sie wirken intensiv auf das Belohnungszentrum im Gehirn ein. Die Botenstoffe verbessern den Schlaf und die Regeneration, erhöhen die Widerstandskraft gegen Stress, stärken das Immunsystem und nehmen Einfluss auf das Hungergefühl.

Zudem sind sie an der Bildung von Sexualhormonen beteiligt und kommen zusammen mit anderen Neurotransmittern, insbesondere Dopamin, bei der Entstehung von Orgasmen zum Einsatz. Dabei stehen sie sozusagen für das Hochgefühl, instinktiv (wenngleich theoretisch) im Rahmen der Fortpflanzung erfolgreich zu sein.

Doch auch beim Sport, bei der Bewältigung von Herausforderungen und bei geliebten Tätigkeiten kann es zur Ausschüttung von Endorphinen kommen. Erfolgsgefühle sind in der Regel mit Endorphinen verknüpft. Mit der Ernährung lässt sich die Endorphinproduktion jedoch nur bedingt beeinflussen, wohl aber die Bildung von Serotonin, beispielsweise durch die Zufuhr von Tryptophan aus Schokolade, Nüssen, Bananen, Sojabohnen oder Eiern. Bananen gelten dabei jedoch auch als förderlich für die Endorphinbildung. Auch Lachen und der Kontakt mit anderen Menschen können im besten Fall dazu führen, dass der Körper Endorphine ausschüttet.

Schmerzlinderung bis zum Rauschzustand

Bei einem Mangel an Endorphinen kommt es u.a. auch zu depressiven Verstimmungen. Endorphine sind körpereigene Hormone, die aufgrund ihrer Wirkung zudem als endogene Morphine bezeichnet werden. Um ihre Wirkung zu entfalten, docken die Botenstoffe an die gleichen Rezeptoren an, die auch bei Rauschmitteln wie Opiaten genutzt werden. Dort unterbrechen sie die Reizweiterleitung zum Schmerzzentrum, was auch erklärt, warum bei der Ausschüttung von Endorphinen das Schmerzempfinden des Menschen nahezu ausgeschaltet wird.

Dabei dient die Unterdrückung der Reizweiterleitung durch die Endorphine grundlegend dem Schutz des Körpers. In Extremsituationen, beispielsweise einem schweren Unfall, schüttet der Körper die Botenstoffe aus, wodurch wir im akuten Erleben der Situation keinen Schmerz empfinden. Erst mit dem Absinken der Endorphine im Blut tritt das Schmerzempfinden ein. Dies ermöglicht uns noch heute, intuitiv reagierend aus Gefahren herauszutreten.

Ein Mangel an Endorphinen kann jedoch auch die Entwicklung von Suchtverhalten fördern. Das rauschähnliche Glücksgefühl lässt sich durch den besonderen Umstand der Endorphin-Ausschüttung in Stress-Situationen künstlich herbeiführen. So kann die Sucht nach Endorphinen einerseits Sportler zu Höchstleistungen antreiben, um die Glücksgefühle erneut zu erleben, aber auch in selbst herbeigeführten Stress- und Risikosituationen (z.B. Klettern in extremer Höhe) münden, bei denen sich der Körper mit der Suggestion von Hochgefühlen vor den Auswirkungen zu schützen versucht.