Hatten Sie auch schon mal das Gefühl der Übelkeit, wenn besondere Ereignisse bevorstanden, oder Kopfschmerzen, wenn der Stress an Ihren Nerven zehrt? Dann spricht man von psychosomatischen Schmerzen. Dauerhaft sind sie eine Belastung für die Psyche und auch die Psyche kann viele körperliche Beschwerden verursachen – bis hin zur somatisierten Depression oder somatoformen Störung. Kennen Sie die Anzeichen?

Was sind psychosomatische Schmerzen?

Körper und Psyche stehen in enger Verbindung miteinander. Von psychosomatischen Ursachen geht die Medizin aus, wenn ein Patient mit körperlichen Beschwerden in die Praxis kommt, für diese jedoch in vielfältigen Untersuchungen keine organischer Ursprung nachweisbar ist. In diesen Fällen muss der Arzt auch die Psyche des Patienten in die Diagnosestellung mit einbeziehen.

Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen und Magenschmerzen werden inzwischen vielfach auch von Laien mit potenziell psychischen Ursachen in Verbindung gebracht. Auch Kopfschmerzen und Nackenschmerzen oder Nackensteifheit gelten als typische Symptome bei starken psychischen Belastungen. Eine psychosomatische Erkrankung kann sich jedoch auch in ganz untypischen Beschwerdebildern zeigen, unter anderem in Muskel- und Gelenkschmerzen oder in Problemen mit den Atemwegen. Ebenso können Schlafstörungen mit Ein- und Durchschlafproblemen auftreten, die ihrerseits den Allgemeinzustand nachteilig beeinflussen.

Kommen zur körperlichen Beschwerdeproblematik noch Symptome wie beispielsweise Kraftlosigkeit, Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit, Müdigkeit und / oder Appetitlosigkeit, kann es sich bei der Erkrankung um eine sogenannte somatisierte, d.h. mehr ins körperliche verlagerte, Depression handeln.

Psychosomatische Kopfschmerzen? Sie sind kein Simulant!

Viele Betroffene von psychosomatischen Erkrankungen sind von der Diagnose irritiert, da die gesellschaftliche Meinung in Bezug auf psychische Erkrankungen noch immer von vielen Vorurteilen geprägt ist. Körperlich unerklärliche Beschwerden oder Schmerzen werden häufig als reine Einbildung, oder gar als das Vortäuschen von Krankheitssymptomen, also Simulation betrachtet. Tatsächlich ist eine psychosomatische Erkrankung jedoch keine Einbildung, sondern ein ernstzunehmendes Krankheitsbild. Der Patient empfindet die körperlichen Beschwerden oder Schmerzen wirklich und leidet häufig unter starken Einschränkungen seiner Lebensqualität.

Für psychosomatische Erkrankungen wie Nacken- oder Kopfschmerzen gibt es nicht nur eine Ursache. Neben traumatischen Erfahrungen, insbesondere in Kindheit oder Jugend, kommen ungelöste Konflikte und längerfristige seelische Belastungen, wie z.B. Probleme in der Partnerschaft oder im Beruf in Frage. Der Körper kann somit „eigenständig auf den Hilfebedarf aufmerksam machen“. Warum psychische Konflikte und Belastungen sich bei manchen Menschen in körperlichen Beschwerden manifestieren und bei anderen nicht, lässt sich derzeit noch nicht abschließend beantworten. Bekannt ist z.B. dass neben erblichen Faktoren auch chronischer Stress eine Rolle zu spielen scheint.

Wegen der immer noch vorhandenen Stigmatisierung psychosomatischer Erkrankungen als bloße Einbildung oder gar Simulantion, birgt die Diagnosestellung einer psychosomatischen Erkrankung eine höchst diffizil Herausforderung im vertrauensvollen Arzt-Patienten-Verhältnis. Spricht ein Arzt eine Diagnose mit psychischen Ursachen für körperliche Beschwerden an, reagieren viele Patienten ungläubig, ungehalten und fühlen sich in ihrem Krankheitsbild nicht ernst genommen. Dabei stellt ein Arzt eine solche Diagnose, WEIL er den Patienten ernst nimmt und ihm eine geeignete Behandlung sowie gute Hilfestellung für die Genesung geben möchte.

Die Ursachen psychosomatischer Kopfschmerzen sind nicht einfach zu finden

Bedenken Sie dabei, dass eine psychosomatische Erkrankung in der Regel erst dann diagnostiziert wird, wenn bereits alle körperlichen Aspekte als Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden konnten. Hören Sie sich die Aussage Ihres Arztes daher in Ruhe an, fragen Sie bei Zweifeln nach und bleiben Sie offen für seinen Rat und seine Behandlungsvorschläge.

Was macht Depression und psychosomatische Beschwerden so gefährlich?

Ohne eine adäquate Behandlung können psychosomatische Erkrankungen oder eine somatisierte Depression in einen Teufelskreis führen. Die steten Beschwerden oder Schmerzen können zusätzliche depressive Episoden auslösen oder verstärken, während eine Depression als psychische Erkrankung in der Lage ist, die körperliche und seelische Widerstandskraft des Patienten stark herabzusetzen und das Schmerzempfinden zu erhöhen. Die enge Verknüpfung beider Aspekte hängt mit dem Umstand zusammen, dass die Schmerzempfindung und die Entstehung von Depressionen über teilweise vergleichbare Mechanismen im Gehirn verlaufen.

Doch wie viele andere psychische Erkrankungen lassen sich auch psychosomatische Beschwerden und somatisierte Depressionen gut behandeln und für die Verbesserung der Lebensqualität deutlich lindern. In der Regel wird ein guter Facharzt mit Ihnen zusammen einen Behandlungsplan erarbeiten, der eine geeignete Medikation (z.B. Antidepressiva) mit einer gezielten Psychotherapie (mit tiefenpsychologischen oder verhaltenstherapeutischen Ansätzen) verknüpft.

Dieser Artikel wurde überarbeitet und erschien erstmals am 19. Februar 2018.