Der Mut zu „Ja“ und „Nein“

Klare Kommunikation ist für den Genesungsprozess bei Depressionen, Burnout und Co sehr wichtig. Häufig ist eine Gesprächstherapie geeignet, um die gute Kommunikation für die eigenen Bedürfnisse neu zu erlernen. Mit neuen Handlungsstrategien aus der Therapie können Sie lernen, in Ihrem persönlichen Umfeld lebensverbessernde Strukturen voranzubringen.

Der Mut zu „Ja“ und „Nein“
Betrachtet ein Mensch mit Depressionen seine Vergangenheit – grundlegend oder in Bezug auf die Zeit vor der depressiven Episode – findet sich meist ein Hinweis auf die unzureichende Berücksichtigung der eigenen Bedürfnisse. Haben Sie häufig Aufgaben übernommen, für die Sie eigentlich keine Zeit hatten? Haben Sie sich selbst unter Termindruck gesetzt und sich bemüht, alle Aufgaben besonders gut zu erledigen? Wie oft haben Sie in dieser Zeit „Ja“ gesagt, obwohl alles in Ihnen nach einem „Nein“ schrie? Oder wie oft war es umgekehrt im Sinne eines „Nein, ich brauche keine Hilfe?“
Um für das eigene Wohl kommunizieren und handeln zu können, sind drei Aspekte essentiell: Die Kenntnis um die eigenen Bedürfnisse, das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein, die Erfüllung dieser Bedürfnisse mit dem Wissen um den eigenen „Wert“ einzufordern. Viel zu oft haben Menschen verlernt, aktive Selbstfürsorge zu betreiben, um nicht als egoistisch, unsozial oder nicht engagiert genug im privaten sowie im beruflichen Umfeld zu wirken. Dabei bildet die Selbstfürsorge den Grundstein für die psychische Gesundheit. Jeder Mensch hat nur ein bestimmtes Maß an Energie zur Verfügung, bevor er diese Energiereserven wieder auffüllen muss.
Guter Schlaf, gesunde Ernährung, das regelmäßige „sich Zeit-nehmen“ für die Regeneration und den Ausgleich von Stress fördern den ausgeglichenen Energiehaushalt. Menschen mit ausgeglichener Energie besitzen mehr Resilienz gegenüber Problemsituationen. Psychische Erkrankungen unterminieren die vorhandene Resilienz, können jedoch auch durch das Ungleichgewicht im Energiehaushalt in ihrer Entstehung gefördert werden. Die Selbstfürsorge durch die klare Kommunikation der eigenen Bedürfnisse ist somit sowohl eine präventive Maßnahme als auch ein Hilfsmittel im Genesungsprozess.

Wie kann Kommunikation helfen?
Worte sind wie ein Schlüssel. Sie können Situationen öffnen oder verschließen. Ohne einen geeigneten Schlüssel bleibt das Hindernis geschlossen. Während einer depressiven Episode scheint dieser Schlüssel manchmal verloren gegangen zu sein. Mitunter fehlte der Schlüssel auch bereits zuvor und förderte die Entstehung einer Depression – durch fehlende Kommunikation, das unzureichende Ausdrücken von Wünschen und Abneigungen oder den Verzicht auf maßgebliche Schlüsselworte wie „Ja“ und „Nein“.
Durch eine Veränderung in Ihrer Kommunikation können Sie neue Ergebnisse und Problemlösungen erzielen. Machen Sie sich bewusst, dass kein Mensch perfekt ist und es somit auch jeder Mensch (einschließlich aller Macken und Fehler) verdient hat, dass es ihm gut geht. Haben Sie in der Vergangenheit an Sie herangetragene Bitten immer erfüllt, trauen Sie sich, die nächste Bitte freundlich, aber bestimmt, abzulehnen. Bemühen Sie sich um einen neutralen Blickwinkel auf die Situation und überlegen Sie selbst, was Sie einem Freund raten würden, wenn er in Ihrer Situation stünde.
Benötigen Sie Hilfe, haben Sie den Mut, um eine solche zu bitten. Und sollten Sie spüren, dass Sie die Veränderung der Kommunikation alleine nicht schaffen, kann ein Gespräch mit dem Arzt Ihres Vertrauens und / oder einem Therapeuten Sie dabei unterstützen, die Weichen für Ihre kommunikative Zukunft mit regenerativer Selbstfürsorge neu auszurichten.