Nonverbale Therapieverfahren – also Methoden wie Körpertherapie, Kunsttherapie oder Musiktherapie – sind bei Depression, Angst & Co eine wertvolle Ergänzung zu herkömmlichen Gesprächstherapien. Denn sie ermöglichen es, sich jenseits der Sprache auszudrücken und einmal ganz anders an Probleme heranzugehen. Warum Musik, Bilder oder Bewegungen heilsame Wirkungen entfalten können und wer davon besonders profitiert, erklären wir Ihnen in diesem Beitrag.

Was sind nonverbale Therapieverfahren?

Traditionell stützt sich Psychotherapie in erster Linie auf Gespräche und gedanklichen Austausch. Das gilt für alle Therapieformen, seien es verhaltenstherapeutische oder tiefenpsychologische Ansätze. Sprache ist ein mächtiges Werkzeug und hilft uns, die äußere und innere Welt besser zu verstehen. Doch sie hat auch ihre blinden Flecken: Gerade emotionale und körperliche Prozesse lassen sich rein verbal oft nicht gut erfassen und zum Ausdruck bringen.

Genau hier setzen nonverbale Therapieverfahren an. Anstelle von Worten und Gedanken stehen hier Gefühle, sinnliche Erlebnisse und körperliche Erfahrungen im Vordergrund. Darüber hinaus werden Patienten zum aktiven Handeln angeregt, sei es durch Bewegung, künstlerischen oder musikalischen Ausdruck. Über das Erlebte kann und darf anschließend natürlich gesprochen werden.

Körpertherapie & Co. : Welche nonverbalen Therapieformen gibt es?

Mittlerweile hat sich ein breites Feld an nonverbalen Therapieformen etabliert. Etwas vereinfacht lassen sie sich in drei Hauptgruppen zusammenfassen:

Musiktherapie – bewährt bei Depression

Musiktherapie hat bei Depression, Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen eine lange Tradition. Ihre Wirkung beruht wahrscheinlich auf mehreren Faktoren: Einerseits schaffen Töne und Klänge eine direkte Verbindung zur Gefühlswelt – sicher kennen Sie es, dass Musik Gefühle wie Freude und Glück, aber auch Trauer oder sogar Ärger auslösen kann. Andererseits bietet Musik die Möglichkeit, inneres Erleben auszudrücken und auf diese Weise auch mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.

Zur Anwendung kommt Musiktherapie bei Depression oder anderen psychischen und psychosomatischen Beschwerden in zwei Formen: Bei der aktiven Musiktherapie produziert der Klient oder die Klientin selbst aktiv Töne, Klänge oder Rhythmen, oft in Begleitung von Therapeut oder Therapeutin. Gerne wird dabei mit Improvisation gearbeitet. Doch auch die rezeptive Musiktherapie kann bei Depression wirksam sein. Dabei lassen die Patientinnen und Patienten die Musik auf sich wirken, statt sie selbst zu produzieren. Sie begeben sich auf eine klanggeleitete Trance-Reise. Beide Formen sind wirksam und werden auch in der Schlossparkklinik Dirmstein, unter anderem in Form der Gongtherapie angeboten.

Auch die rezeptive Musiktherapie hilft bei Depressionen

Kunsttherapie und Gestaltungstherapie

Ebenso wie die Musiktherapie hat sich bei Depression oder Angststörungen auch die Kunsttherapie als begleitendes Behandlungsangebot etabliert. Bei der Kunsttherapie geht es darum, in einen kreativen Prozess einzutreten und aktiv etwas zu gestalten – seien es Zeichnungen, Bilder, Skulpturen oder Collagen. Auf diese Weise lassen sich Gefühle und innere Bilder ausdrücken, für die auf bewusster Ebene oft (noch) die Worte fehlen. Der kreative Prozess und das entstandene Werk werden anschließend gemeinsam mit dem Therapeuten oder der Therapeutin reflektiert.

Ähnliche Ziele verfolgen auch Gestaltungstherapien wie die Sandspieltherapie, die innere Prozesse über das Medium Sand sichtbar und be-greifbar macht.

Auch Kunsttherapie hilft im Rahmen einer Psychotherapie bei Depressionen oder Angststörungen sowie Traumata

Körpertherapie

Unter dem Begriff „Körpertherapie“ lässt sich ein breites Spektrum an Therapiemethoden und -schulen zusammenfassen. Gemeinsam ist ihnen, dass der Klient oder die Klientin angeregt wird, sich aktiv und bewusst mit körperlichen Empfindungen und Prozessen auseinanderzusetzen. Das kann durch Bewegungen, Berührungen, eine bewusste Atmung oder einfach durch aufmerksames „Hinspüren“ geschehen.

Alle körpertherapeutischen Methoden gehen davon aus, dass Körper und Psyche eine untrennbare Einheit bilden. Daher äußern sich psychische Konflikte oft durch körperliche oder psychosomatische Beschwerden. Die Körpertherapie bietet die Möglichkeit, sich direkt und unmittelbar mit körperlichen Phänomenen wie Verspannungen, Blockaden oder Schmerzen auseinanderzusetzen. Die dabei gemachten Erfahrungen wirken ihrerseits wieder auf die psychische Ebene zurück.

Im weitesten Sinn lassen sich zur Körpertherapie auch Methoden wie Physiotherapie, Yoga, Meditation, Atemtherapie oder Entspannungsübungen zählen. In der Schlossparkklinik Dirmstein können Patienten darüber hinaus Sport- und Bewegungsangebote wie Bogenschießen, Nordic Walking oder Aquagymnastik in Anspruch nehmen, um sowohl körperlich als auch psychisch wieder in Schwung zu kommen. Dies ist auch deshalb so bedeutsam, weil die positive Wirkung von regelmäßiger Bewegung bei bestimmten psychischen Erkrankungen mittlerweile wissenschaftlich gut belegt ist. Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel: Wie Sport gegen Depressionen hilft!

Körpertherapie kommt besonders oft bei psychosomatischen Beschwerden zum Einsatz

Wirken Körpertherapie, Kunst- und Musiktherapie nur bei Depression?

Nonverbale Therapieformen werden in der Regel als Ergänzung zur herkömmlichen Gesprächstherapie angeboten. Das Anwendungsspektrum ist breit und umfasst unter anderem Depression, Angststörungen, Burnout-Zustände, psychosomatische Beschwerden, Essstörungen oder Suchterkrankungen.

Doch was ist über ihre Wirksamkeit bekannt? Zwar steckt die Forschung dazu insgesamt noch in den Kinderschuhen. Zu den Effekten der Musiktherapie bei Depression und Angst hat die renommierte Cochrane Gesellschaft kürzlich eine wissenschaftliche Übersichtsarbeit vorgelegt: Demnach ist die Kombination von Standardtherapie (Gesprächstherapie und/oder medikamentöse Therapie) und Musiktherapie bei Depression und Angststörungen offenbar wirksamer ist als die Standardtherapie allein [1]. Ob Patienten dabei selbst musizieren oder spezielle, für therapeutische Zwecke konzipierte Musik hören, dürfte keine Rolle spielen: Auch die rezeptive oder passive Musiktherapie hat sich bei Depression als wirksam erwiesen.

Ebenso ist die Wirkung der Kunsttherapie bei Depression mittlerweile wissenschaftlich belegt [2]. Für die Körpertherapie lassen sich kaum allgemeine Aussagen zur Wirksamkeit treffen, da sehr unterschiedliche Therapieformen unter diesen Begriff fallen. Grundsätzlich sind körperorientierte Methoden immer dann sinnvoll, wenn sich psychische Konflikte auch auf körperlicher Ebene niederschlagen, etwa durch Schmerzen oder andere psychosomatische Beschwerden.

Doch ganz unabhängig von Ihrer konkreten Diagnose: Von nonverbalen Therapieformen wie Kunst-, Musik- oder Körpertherapie profitieren Sie wahrscheinlich gerade dann, wenn Sie sich im Alltag als sehr reflektiert und vernunftbetont erleben. Der künstlerische Ausdruck oder die aktive Auseinandersetzung mit Ihrem Körper bietet Ihnen dann die Chance, einmal ganz anders an Konflikte heranzugehen. Oft lösen sich so Blockaden oder es werden Perspektiven sichtbar, die Ihnen auf der analytischen Ebene bisher verborgen geblieben sind.

Ausgewählte Quellen: