Endlich wieder eine Geschäftsreise! Mal raus aus allem: aus dem Corona-Trott, weg vom Büro. Ein wenig Abwechslung, abseits des grauen und rauen (Business-)Alltags. So denken manche Führungskräfte und packen voller Vorfreude ihren Rollkoffer. Doch stimmt das so wirklich? Und gilt es für alle? Eine Studie des Deutschen Reiseverbands DRV gibt eindeutige Antworten und lenkt das Augenmerk auf notwendige Stressprävention.

Stressfaktor Geschäftsreise – die Menge macht’s

Die erwähnte Studie von 2016 brachte es auf den Punkt: Fast die Hälfte der befragten Manager und Führungskräfte gaben an, dass Geschäftsreisen für sie Stress bedeuten. Noch drei Jahre vorher meinten das nur 29 Prozent der Befragten. Wenig überraschend, dass ein Ergebnis besonders deutlich ausfiel: Je häufiger es auf Geschäftsreise geht, umso mehr wird sie als Stress angesehen. Nur 27 Prozent der Befragten empfanden eine bis zwei Geschäftsreisen im Monat bereits als Stress. Stehen Geschäftsreisen aber fünfmal pro Monat oder häufiger an, sind sogar 78 Prozent aller Befragten davon sehr gestresst. Allerdings betrachtete die Studie Dienstreisen vor Corona. Seit der Pandemie ist die Anzahl der Dienstreisen drastisch zurückgegangen und Videokonferenzen gewichen, was so gesehen für dienstliche Vielreiser eine verordnete Zwangspause im Sinne der Stressprävention war. Unvermeidbare Dienstreisen zu Corona-Zeiten, die trotz dessen angetreten werden mussten, sind allerdings durch ihre Umstände eine besonders extreme Stressbelastung. 

Statistik: Anzahl der Geschäftsreisen von deutschen Unternehmen in den Jahren von 2004 bis 2020 (in Millionen) | Statista
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Geschäftsreise – unterwegs und doch stets erreichbar 

Geschäftsreisen bedeuten ständige Erreichbarkeit

Je höher man in einer beruflichen Hierarchie postiert ist, umso mehr erleben Betroffene diesen Aspekt als sehr unangenehm. „Mal raus aus allem“ entpuppt sich dann als trügerischer Schwindel: Unterwegs sein bedeutet für Performer in Führungspositionen ständig das Laptop auf den Knien, Handy am Ohr und kaum Ruhezeiten zwischen anstrengenden Meetings. Dabei muss man sich noch über schlechte Bahnverbindungen, fehlendes WLAN und lange Fahrwege durch ungünstig gelegene Hotels ärgern. Diese Faktoren wurden in der genannten Studie als besonders stressig benannt. Eine gute Work-Life-Balance, die schon zu Hause eine Herausforderung darstellt, kommt auf Geschäftsreise völlig aus dem Gleichgewicht.

Eine Falle, in die viele Geschäftsreisende darüber hinaus tappen, heißt Alkohol. Eine Studie der Universität Surrey im englischen Guilford belegt den vermehrten Alkoholkonsum auf Geschäftsreisen. Für Dienstreisen in Corona-Zeiten dürfte sich dieser Faktor eventuell noch potenzieren, ist doch allein im Privaten der Alkoholkonsum seit Pandemiebeginn stark gestiegen. Dienstreisen auf die wirklich notwendigen einzuschränken, sollte – unabhängig von Pandemie & Co. – eine erste Stressprävention für vielfahrende Geschäftsreisende sein.

Stressprävention für Vielreisende

Mancher Stress der Geschäftsreise resultiert, wie bereits beschrieben, aus der mangelhaften Planung. Statt selbst aus dem Internet Hotels und Reiseverbindungen zu buchen, sollten sich Geschäftsreisende die Planung von Reiseprofis abnehmen lassen: Dies entlastet, spart Zeit und führt zu besseren Ergebnissen. 

  • Wer mit Bahn oder Flugzeug reist, profitiert auf seinen Wegen von bedachten und eingeplanten Zeitpuffern. Diese schaffen Luft vor und nach Ende eines Meetings und bei notwendigem Umsteigen.
  • Reisende mit eigenem PKW sollten, ob Stau oder nicht, das Arbeitszeitgesetz einhalten dürfen und im Notfall auch ungeplant einen Zwischenstopp einlegen. Dies ist gerade für Dienstreisen in Zeiten von Corona wichtig, in denen aus Hygienegründen vermehrt auf das Auto umgestiegen wird.
  • Wenn irgend möglich reisen Sie nur mit Handgepäck. Besonders bei Flugreisen spart das Zeit und wird auch sonst als entlastend empfunden. 
  • Vor den Folgen unvorhergesehener Ereignisse wie Gepäckverlust, Unfall oder Erkrankung helfen sinnvolle Versicherungen. Befürchtungen, fern von zu Hause plötzlich in solche Situationen zu geraten, belastet viele Reisende mehr, als sie zugeben.

Work-Life-Balance für unterwegs

Das Schlafen ist auf der Geschäftsreise besonders wichtig. Ein Hotel unmittelbar am Meeting-Ort gelegen verschafft kurze Wege und bedeutet Stressprävention pur. Ein naher Park für Spaziergänge oder Jogging sowie Sport- und Entspannungsangebote im Hotel sind nicht Luxus, sondern sinnvoller Support.

Schallisolierte Zimmer mit angenehmer Bettwäsche helfen, nachts gut durchzuschlafen. Ein bereits ausgewähltes nahe gelegenes Restaurant entlastet, da Suchen und Auswählen entfällt und ein gastronomischer “Reinfall” beim wichtigen Geschäftsessen vermieden wird.

Wer selten auf Dienstreise ist, der steht vielleicht auf Abwechslung und neue Erlebnisse. Vielreisende schätzen designte Reisen nach gleichen Abläufen, wenn sie die enthaltene Stressprävention darin einmal erkannt haben. Ein roter Faden, der durch sich ähnelnde Reisezeiten und Wege sowie wiederkehrende Hotels entsteht, wird meist als angenehm und entlastend empfunden. Dies bedeutet auch: Gleiche Abrechnungen!

Dienstreisen während Corona sind komplizierter geworden

Für angenehme Abwechslung sorgen geplante Freizeitaktivitäten: Wahrnehmen von Sehenswürdigkeiten oder der Besuch von Veranstaltungen wie Konzert, Oper oder Kino lassen Sie den Kopf nachhaltig und ohne Nebenwirkungen frei bekommen. Die Hotelbar sollte eine seltene Ausnahme sein. 

Langes und willkürliches Fernsehen entspannt nachgewiesenermaßen nicht wirklich, das Praktizieren von Yoga, Tai-Chi oder Progressiver Muskelrelaxation aber schon. Ein schönes Buch und die Lieblingsmusik auf dem Handy lassen das Hotelzimmer schließlich ein wenig heimischer wirken und einen anstrengenden Tag ruhig ausklingen.