Wer kennt es nicht? Die Kolleginnen und Kollegen sind im Urlaub, das Team ist dezimiert, Lieferanten – nur eingeschränkt erreichbar. Mitten im Sommer gerät der Workflow ins Stocken. Geht dann, wie so häufig, auch noch die Auftragslage zurück, ist es endgültig da, das Sommerloch. Was also tun, um nicht hineinzufallen?
Zu viel Zeit? Kein Luxusproblem!
Plötzlich „wenig“ zu tun: So manch Berufstätiger schämt sich nach stressigen Zeiten mit großer Arbeitsbelastung schon fast dafür. Wer als beschäftigt gilt, bringt Leistung. Allzu oft geht in unseren Köpfen mit hoher Auslastung ein hohes Prestige einher. Und sowieso sollte man ja grundlegend froh sein, einen festen Job zu haben – denkt man sich.
Entsprechend häufig wird die hektische Geschäftigkeit vorgetäuscht, was wiederum im Inneren zu Stress und Anspannung führt. Dazu kommt die „Gefahr“, bei dieser Täuschung entdeckt zu werden und über dieses Verhalten in unangenehme Situationen mit dem Team und Vorgesetzten zu kommen. Denn häufig fehlt aus dem Umfeld das Verständnis für ein „Zuwenig“ an Arbeit.
Wie Sie Ihre Arbeitsstunden mit neuem Sinn füllen
Tagespläne und Tätigkeitslisten können helfen, das eigene Empfinden zu objektivieren und zu ordnen. Werden Ihnen in diesem Zuge gleichzeitig eigene Stärken bewusster, können Sie gegebenenfalls mit Verbesserungs- und Veränderungsvorschlägen direkt zu Entscheidungsträgern gehen und somit eine Situationsveränderung bewirken.
Generell stellt die Suche nach Veränderungspotenzial eine Lösung für Unterforderung dar, die besonders im Sommerloch gut umgesetzt werden kann. So lassen sich entstandene Zeitfenster nutzen, ins Gespräch mit Kollegen und Vorgesetzten zu kommen, um Firmenabläufe zu optimieren, Tätigkeitsschwerpunkte im Team oder beim Einzelnen zu verändern oder neue Qualifikationen zu erwerben, die auch langfristig einer Unterforderung entgegenwirken und zugleich das Unternehmen voranbringen.
Sind Sie als Führungsperson selbst in der Position Prozesse in Gang zu setzen und Veränderungen vorantreiben zu können, bietet diese Phase der niedrigeren Auslastung gute Möglichkeiten, sich in dem kleineren Team der anwesenden Kollegen an neuen Arbeitsmethoden zu versuchen und innovative Ideen zu entwickeln.
Wenn das Sommerloch zum Dauerzustand wird, droht ein Bore Out
Stellt der eigene Job, obgleich er wichtig oder verantwortungsvoll ist, ohnehin für Sie nur eine bedingte Herausforderung dar, verstärkt ein Sommerloch die Gefühle von Untätigkeit und Unterforderung zudem durch den verringerten Arbeitsaufwand. Doch nicht immer liegt die Langeweile am sommerlichen Leerlauf.
Monotonie und permanente Unterforderung durch mangelnde inhaltliche oder intellektuelle Herausforderung demotivieren Sie auf lange Sicht nicht nur, sie verändern auch Ihr allgemeines Denken und Handeln. Werden sie nicht gebraucht, gehen Fähigkeiten wie Flexibilität und Schnelligkeit schnell verloren, der Blickwinkel verengt sich und die Konzentration schwindet. Zudem kosten die Selbsttäuschung und Täuschung der Kollegen Kraft, Unsicherheit stellt sich ein, das Selbstvertrauen schwindet.
Ähnlich wie beim Burnout durch Überlastung sorgt somit schließlich auch eine dauerhafte Unterforderung für Stress in Ihrem Körper, was bei zusätzlichen Hormonungleichgewichten zu Depressionen und anderen Beschwerden führen kann.
Wie Sie ein Bore Out aufhalten
Auch in diesem Fall kann die Suche nach Veränderungspotenzial eine Lösung darstellen, um zukünftiger Langweile vorzubeugen. Besteht kein Veränderungspotenzial, sollten Betroffene gegebenenfalls auch eine berufliche Veränderung in Betracht ziehen und nötigenfalls auch den Arbeitgeber wechseln. Zuvor ist es jedoch sinnvoll, Ihre Situation offen und ehrlich anzusprechen. Sprechen Sie mit Vorgesetzten und Kollegen, wenn Sie das Gefühl unzureichender Tätigkeit haben oder sich nicht genug gefordert fühlen. Vermeiden Sie, so zu tun, als wären Sie stark beschäftigt, wenn Sie es nicht wirklich sind. Haben Sie Bedenken, wenden Sie sich an Vertrauenspersonen im Unternehmen, denen Sie die Problematik ehrlich schildern. So können Sie die Entstehung von einem Bore out aufhalten und letztlich wieder eine glücklichere Basis für die Arbeit – auch nach dem Sommerloch – fördern.
Wenn Sie den Verdacht hegen, bereits ein Bore out entwickelt zu haben, oder sollten auch neutrale Personen eine Veränderung bei Ihnen bemerkt haben, ist das Gespräch mit dem Arzt meist bereits unumgänglich, um wieder in ein verbessertes Lebensgefühl auf der Arbeit und auch im Privatleben zu finden. Scheuen Sie sich nicht, Themen wie Unterforderung, Langeweile und Perspektivlosigkeit anzusprechen, um zeitig die psychische Gesundheit zu schützen oder wiederherzustellen.
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