Heilkräuter oder Medikamente mit natürlichen Inhaltsstoffen sind für viele Betroffene von Schlafstörungen, Angstzuständen, innerer Unruhe oder depressiven Verstimmungen oft die erste Wahl, um leichte Symptome zu lindern. Tatsächlich können gewisse Pflanzen der Psyche gute Dienste leisten, viele schwören zum Beispiel auf die Wirkung von Helmkraut. Dennoch sollte die Einnahme mit dem Arzt abgesprochen werden, um Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Kontraindikationen zu meiden.

Helmkraut zeigt positive Wirkung auf die Stimmung

Helmkraut, scutellaria lateriflora, wurde auf seine Wirkung gegen Ängste (Anxiety) und Stress in einer englischen Doppelblindstudie der University of Westminster an gesunden Probanden untersucht. Man ging von beruhigenden, krampflösenden Eigenschaften der Inhaltsstoffe aus, welche die innere Anspannung bei Angstzuständen mildern könnten. Ein signifikanter Unterschied in der Ängstlichkeit nach dem BAI (Beck Anxiety Inventory) durch die Einnahme des Helmkrauts (dreimal täglich 350 mg) gegenüber verabreichten Placebos konnte nicht nachgewiesen werden, jedoch eine deutliche Besserung der allgemeinen Stimmung, ohne sich dabei negativ auf den Antrieb oder Kognition der Studienteilnehmer auszuwirken. Helmkraut, das in der Traditionellen Chinesischen Medizin rege Anwendung findet, wird als Tee getrunken oder in Kapselform eingenommen.

Safran – antidepressive Blütenfäden?

Eines der ältesten Gewürze der Welt wirkt tatsächlich nachweislich – die Studienlage wird immer verlässlicher – antidepressiv (insbesondere serotonerg: Serotonin = wichtiger Nervenbotenstoff; verbessert Stimmung, vermindert Ängste und Grübeleien), antioxidativ (neutralisiert toxische Radikale, also Abfallstoffe des Zellstoffwechsels), antiinflammatorisch (entzündungshemmend), die HPA-Achse modulierend (senkt übermäßiges Stresshormon) und neuroprotektiv (Schutz der Nervenzellen vor Lipidperoxidation und oxidativen DNA-Schäden). So kann Crocus sativus Wirkung bei leichten bis mittelschweren Depressionen zeigen. In Kanada empfiehlt seit 2016 das Canadian Network for Mood and Anxiety Treatments die Pflanze als natürliches Heilmittel in seinen Richtlinien zu „komplementäreren und alternativer Methoden“ in der Behandlung unter anderem von Depressionen.

Baldrian, die beruhigende Wurzel

Meist nur als natürliches Schlafmittel zum Einsatz gebracht, verhilft Baldrian, bzw. die Wurzel der Pflanze, unserer Psyche zu mehr innerer Ruhe und Konzentration, wodurch sich auch die Entspannung für den Schlaf leichter einstellt. Die Inhaltsstoffe wirken auf den Botenstoff GABA, die Gamma-Aminobuttersäure, deren Ausgleich jedoch eine Einnahmezeit von zwei bis vier Wochen benötigt, um nachhaltige Effekte zu erzielen. Durch diesen Verzögerungseffekt sinkt die Gefahr der Gewöhnung und Abhängigkeit im Vergleich zu klassischen Schlaf– und Beruhigungsmitteln. Baldrian kann als Sud für das Vollbad genutzt, als Tee getrunken oder in Tablettenform eingenommen werden.

Hopfen fördert die Entspannung

Hopfen zählt zur Familie der Hanfgewächse. Seine Inhaltsstoffe sorgen für die Anregung des Stoffwechsels mit Bitterstoffen, wodurch das Wohlbefinden gesteigert wird. Auf angespannte Nerven wirkt die rankende Pflanze entspannungsfördernd und beruhigend, weshalb Hopfen bei Unruhezuständen, Ängsten, Nervosität und Schlafstörungen als Tee oder Badezusatz eingesetzt wird.

Der Klassiker: Johanniskraut bei Depressionen

So wirken Pflanzen auf Psyche

Johanniskraut gilt als Pflanze für die Psyche par excellence. Die Inhaltsstoffe wirken nachhaltig auf drei Arten von Botenstoffen, die im Gehirn die Gemütslage beeinflussen. Johanniskraut reguliert die Verfügbarkeit der Botenstoffe Serotonin, Dopamin, Noradrenalin und Melatonin und hilft obendrein, das Enzym Monoamin-Oxydase (MAO) zu hemmen: Die Impulsübertragung der Nervenrezeptoren wird verbessert. Das führt zu erholsamerem Schlaf, mehr Energie und Spannkraft bei gleichzeitig „besseren Nerven“ im Alltag und hilft somit bei Unruhe, Nervosität, Angstzuständen, Schlaflosigkeit und sogar bei Spannungskopfschmerzen.

In der Psychiatrie wird es als hochdosierte Tablette verabreicht und wird bei leichten bis mittelschweren Depressionen empfohlen. Die Substanz ist wiederholt wissenschaftlich untersucht worden, die Wirkung bei diesen Ausprägungen der Depression bestätigt. Vorsicht ist allerdings bei hautempfindlichen Patienten empfohlen und bei Einnahme von anderen Arzneimitteln durch komplexe Wechselwirkungsgefahren. Johanniskraut sollten Sie niemals auf eigene Faust einnehmen, sondern nur nach ärztlicher Abstimmung.

Kava Kava – pfeffriger Angsthemmer?

Kava Kava zählt zu den Pfefferpflanzen und zeigt auch sein Aroma mit einer feinen, würzigen bis pfeffrigen Note. Die Inhaltsstoffe treten ähnlich wie die bekannten Benzodiazepine als Angsthemmer auf, ohne jedoch deren Nebenwirkungen zu entfalten. So kann die Wurzel als Extrakt bei Angsterkrankungen und Phobien eingesetzt werden oder zerstoßen mit Wasser verdünnt getrunken werden, um ihre positiven Eigenschaften zu nutzen. Kava-Kava-Extrakte sind allerdings rezeptpflichtig.

Entspannung durch Lavendel

Lavendel ist ein äußerst wirksames Heilkraut zur Entspannungsförderung. Die Wirkung beruht bereits auf dem Duft, der sich durch die ätherischen Öle in den blütenreichen Pflanzen entfaltet. In Hautverreibungen, als Massageöl, in der Duftlampe oder als Tee getrunken sorgt der Lavendel für schnelle Entspannung, die jedoch nicht zu Schläfrigkeit führt. Die Wirkung des Öls wird auch durch die Studien einer Forschungsgruppe aus der Zusammenarbeit der Universitäten Wien, Innsbruck und München belegt, welche in den Hauptinhaltsstoffen Linalylacetat und Linalool die Ursache für die Wirkung sieht. Lavendel dient als hochdosiertes Öl auch als Anxiolytikum (Angstlöser).

Melisse: ausgleichender Frischekick

Zart und zitronig verströmt die Melisse ihr Aroma und gibt damit nicht nur Frische preis, sondern auch eine mental ausgleichende Wirkung. So hilft der Tee aus getrockneten Blättern mit seinen Inhaltsstoffen dabei, sanft zu mehr innerer Ruhe und Entspannung zu finden. Melisse gilt als schlaffördernd, lindernd bei leichten Stress-Symptomen sowie bei krampfartigen Schmerzen und Magen-Darm-Beschwerden, die häufig mit psychischen Belastungen und psychosomatischen Erkrankungen einhergehen.

Beruhigende Blüten der Passionsblume

Die Passionsblume wird bei Ängsten, innerer Unruhe, Erschöpfungssymptomen und Schlafproblemen eingesetzt. Nach einer Studie der Universität Duisburg-Essen zeigt sich sie zudem als pflanzliche Unterstützung bei ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) und Nervosität. Verfügbar als Tee und Kapseln sollen die Inhaltsstoffe die Botenstoffe im Nervensystem regulieren helfen und somit bei psychischen Erkrankungen Linderung verschaffen.

Rosmarin regt an

Schon in der Antike sagte man dem Rosmarin nach, er würde die Gehirnfähigkeiten stärken. Die Inhaltsstoffe gelten bis heute als Schutz für die Nervenzellen, wirken gedächtnisfördernd, dabei durch eine sanfte Durchblutungsförderung auch leicht anregend. Hierdurch wird auch die Stressresistenz sanft unterstützt. Verwendet wird Rosmarin dabei nicht nur als Gewürz und Tee, sondern auch als Badezusatz.

Helmkraut hat eine Wirkung auf die Psyche.

Wie stark beeinflussen Pflanzen die Psyche?

Wichtig: Verbessern sich Ihre Beschwerden nach wenigen Wochen nicht, sollten Sie Ihren Arzt, mit dem Sie optimalerweise auch die Einnahme der pflanzlichen Mittel abgesprochen haben, erneut konsultieren. Als alleiniges Therapeutikum bei Depression und Angsterkrankungen reichen diese natürlichen Heilmittel nicht. Für vergleichbare Effekte, wie sie durch Psychotherapie und/oder Pharmakotherapie erzielt werden, wirken die Extrakte dieser Pflanzen, wie z.B. Helmkraut, auf die Psyche nicht stark genug.