Fokus auf Genesung statt Suche nach einem Schuldigen

Bei Depressionen, Burnout und anderen seelischen Erkrankungen kämpft der oder die Betroffene nicht selten mit der eigenen Stimmungslage, die sich auch auf das persönliche Umfeld auswirkt. Dies führt schnell zu Streit, der auf beiden Seiten in Schuldgefühlen und Verletzungen münden kann. Die Folge sind Selbstvorwürfe, ein schlechtes Gewissen oder unfaire Unterstellungen an das Gegenüber, falsche Entscheidungen im zwischenmenschlichen Umgang und vieles mehr. An der Behebung der Grundsituation und der Regulierung daraus resultierender „Schäden“ sollte im optimalen Fall gemeinsam gearbeitet werden. Hierzu kann sich durchaus auch eine Paartherapie anbieten.

Akzeptanz, Offenheit und Verständnis für Betroffene und Angehörige wichtig

Um mit den Stimmungsschwankungen und der zwischenmenschlichen Problematik bestmöglich umzugehen, stehen die Akzeptanz der Erkrankung Depression und die Offenheit für den Austausch als wichtigste Elemente zur Diskussion. Nur, wenn der Erkrankte selbst seine Erkrankung erkennt, kann er sein Verhalten sowie dessen Hintergründe besser bewerten, akzeptieren und auftretende Schuldgefühle in Zusammenarbeit mit dem Therapeuten loslassen. Auch für die Angehörigen ist das Verständnis von seelischen Erkrankungen wichtig, um gemeinsam Lösungsansätze, beispielsweise Absprachen für Erleichterungen auf beiden Seiten, zu finden. 
So kann beispielsweise ein Erkrankter, der bei besonderen Situationen Panik oder Aggression verspürt dem Gegenüber ein gemeinsam vereinbartes Zeichen geben, wenn er/sie Trost, Sicherheit durch eine Umarmung oder Ruhe benötigt. Der Angehörige kann somit leichter zuordnen, dass das Verhalten des Erkrankten nicht an ihm/ihr selbst, sondern an der Erkrankung liegt. Wichtig ist ebenso die Bewusstmachung, dass es keinen Schuldigen gibt, sondern die Depression, der Burnout oder die diagnostizierte psychische Erkrankung die Ursache für die Verhaltens- und Gefühlsproblematik sind. 
Dennoch darf die Erkrankung nicht als stete Entschuldigung für Fehlverhalten dienen: Der Betroffene sollte in jedem Fall bestrebt sein, eine Selbstregulation zum Schutz des Umfeldes zu erlernen. Gleichzeitig sollten sich Angehörige bei aller Rücksichtnahme hüten, alle Vorkommnisse auf die Erkrankung zu schieben und sich somit alles „gefallen“ zu lassen. Dem Betroffenen offen Grenzen der „Übergriffigkeit“ zu kommunizieren zählt auch als ein wichtiger Aspekt für Rücksichtnahme und gesunden Selbstschutz.

Das Ziel im Blick: Es gibt immer einen Weg

Bei der Genesung von Depressionen, Burnout und anderen seelischen Erkrankungen ist schon jeder Schritt in die richtige Richtung ein Teilziel. Wichtig ist dabei der Fokus auf das Ziel, das Tag für Tag auf neuen Wegen erreicht werden kann. So wie der Betroffene lernen muss, mit seinen Stimmungsschwankungen und Krankheitssymptomen bestmöglich umzugehen, ist die Selbstfürsorge durch die Angehörigen ein tragendes Element, um die Genesung von außen zu unterstützen. 
Hilfestellung geben für beide Seiten Therapeuten, die den Erkrankten begleiten und unterstützen, während die Angehörigen (z.B. im Rahmen einer Paartherapie oder Angehörigen-Sprechstunden beim behandelnden Therapeuten des Betroffenen) durch Tipps und ein offenes Ohr für Fragen entlastet werden. Denn bei allen Aspekten und Formen der psychischen Erkrankungen darf das grundlegende Ziel nicht aus dem Blickfeld verloren werden, dass es immer einen Weg gibt, Depressionen und Burnout zu behandeln, Symptome zu lindern oder gar vollständig zu heilen.