Zwischen Unterrichtsvorbereitung, technischen Problemen, Schülersorgen und Elternanspruch stehen Lehrer menschlich wie fachlich derzeit besonders unter Druck. Sie müssen bestmöglich die Lehrplaninhalte vermitteln und ihren Bildungsauftrag erfüllen, gleichzeitig die stetig wechselnden Vorgaben von Ministerien und Schulleitung berücksichtigen und für die Schüler fachlich wie menschlich da sein. Wir möchten Ihnen einige Tipps ans Herz legen, um im breiten Anforderungsprofil der Corona-Zeit Depressionen und Burnout wegen Corona zu vermeiden.

Warum sind Lehrer/innen in Corona-Zeiten besonders belastet?

War der Lehrerberuf bereits vor der Pandemie oft verkannt anspruchsvoll, stehen Lehrerinnen und Lehrer derzeit in einem Dauerbeschuss von Anforderungen. Lehrer haben einen Bildungsauftrag für ihre Schüler und müssen die Vorgaben der Politik für die Schulen erfüllen. Gleichzeitig sind sie gefordert zwischenmenschlich für die Schüler Sorge tragen, den Lehrplan bestmöglich zu vermitteln und sollen die mitunter individuellen Bildungsforderungen der Eltern erfüllen. Hinzu kommt die Verantwortung für die eigene Familie bezogen auf eigene Kinder, zu pflegende Angehörige und andere Menschen des persönlichen Umfeldes.
Der Umstand, dass die finanzielle Sorge um Einkommensverluste Lehrerinnen und Lehrer weniger prägt als Vertreter anderer Berufsstände, wirkt daher nur von außen so, als könnte die Pandemie den Schulmitarbeitern nichts anhaben. Umso wichtiger ist die aufmerksame Betrachtung der individuellen Situation. Eine DAK-Studie legt dar, dass rund 84 Prozent der Lehrer das Gefühl haben, Coronabedingt mehr arbeiten zu müssen, um den zusätzlichen Belastungen in der Fernbeschulung gerecht zu werden. Genannt wurden dabei unter anderem die reduzierte Planbarkeit, fehlende Routinen, mangelnde Organisations- und Gestaltungsmöglichkeiten bei Hybrid- und Fernunterricht oder die zunehmend fehlende Grenze zwischen Arbeits- und Freizeit. Diese Aspekte werden stetig von der Angst vor einer eigenen Infektion begleitet – und das nicht nur bei Angehörigen von Risikogruppen.
65 Prozent machen sich große Sorgen um die eigene Gesundheit, da unzureichende Schutzmittel und große Kontaktzahlen die Infektionsgefahr erhöhen. Auch der Infektionsstand sei bei den Lehrern alarmierend. Und während sich 80 Prozent der Lehrkräfte Bedenken über die belastende Unsicherheit der kommenden Monate machen und die psychischen Gefahren für die Schüler bestmöglich im Blick behalten, gilt jede vierte Lehrkraft in Deutschland als Burnout-gefährdet.

Unsere Tipps für Lehrer in Corona-Zeiten

Nutzen Sie Ihre Organisationsfähigkeit als Lehrer, um sich einen individuellen Plan passend zur neuen Situation zu erarbeiten. Eine Wochenstruktur, die an den normalen Stundenplan angelehnt ist, erlaubt die Erfüllung Ihrer Pflichten gegenüber den Schülern und gibt auch diesen eine Struktur für die Erfüllung der gestellten Aufgaben. Erlauben Sie sich Kreativität und Gelassenheit, wo immer es möglich ist, und nutzen Sie angebotene Optionen der Schultechnik, um über Chats und Videokonferenzen mit Ihren Schülern in Kontakt zu bleiben.

Weniger Perfektionismus, mehr Individualität

Erlauben Sie sich selbst etwas Lockerung und reduzieren Sie Ihre eigenen Ansprüche. Jeder macht Fehler – doch aus diesen muss nicht nur Frust entstehen, sondern auch ein Lernsaspekt gewinnen. Binden Sie kleine Alltagsrituale in den Tagesablauf ein: Zeiten, die Sie sonst im Lehrerzimmer verbringen, können Sie auch jetzt online im Austausch mit Ihren Kollegen zum Gespräch nutzen. Alternativ kann eine kleine Bewegungseinheit auf Balkon, Terrasse oder im Garten oder ein kleiner Spaziergang neue Energie und Konzentration geben.
Klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben
Vereinbaren Sie mit Ihren Schülern klare Zeiten, in denen Sie zur Verfügung stehen und in welchen Sie auf Emailfragen und Chatnachrichten nicht antworten. Berücksichtigen Sie dabei auch Abgabefristen: Wenn in Ihren Freizeiten keine Frage beantwortet wird, kann gegebenenfalls die Abgabe nicht pünktlich erfolgen. Gehen Sie mit den Schülern in die Kommunikation und seien Sie ein gutes Vorbild beim Lernen und Erfüllen der Aufgaben ebenso wie im angemessenen Ausgleich nach getaner Arbeit. Auszeiten, in denen sie völlig frei von den Gedanken an die Arbeit und die Pandemie geliebten Tätigkeiten nachgehen, sind jetzt für alle besonders wichtig.

Präsenz für Sorgenkinder und Problemsituationen bewältigen

Lehrkräfte sind heute längst nicht mehr nur Übermittler von Lerninhalten nach dem Lernplan. Sicherlich haben auch Sie eine persönliche Beziehung zu Ihren Schülern, die sich nicht auf Knopfdruck abschalten lässt. Bleiben Sie daher zu Sorgenkindern und den Eltern in Kontakt und notieren Sie sich besondere Auffälligkeiten, um sich im Austausch mit Kollegen bei Problemsituationen helfen zu lassen.

Das Notieren von Gedanken und Bedenken kann dabei eine wertvolle Hilfestellung sein, um sich Ballast auch „von der Seele“ zu schreiben. Die Unterscheidung zwischen Problemlösungsmöglichkeiten und der Akzeptanz von Situationen, auf die man keinen Einfluss hat, sollte nicht unterschätzt werden. Haben Sie das Gefühl, die Situation nicht mehr alleine bewältigen zu können, nehmen Sie Kontakt zur Schulleitung, zu Schulpsychologen oder zu Ihrem privaten Arzt oder Therapeuten auf, um neue Strategien für die Bewältigung dieser besonderen Herausforderung zu entwickeln und um die Entwicklung depressiver Phasen oder einem Burnout zu vermeiden.