Der richtige Umgang mit guten Vorsätzen – motivierend und stressfrei

Schon wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. In Ihnen entsteht der Wunsch, eine Bilanz zu ziehen: Was von dem, das Sie sich für dieses Jahr vorgenommen hatten, ist nicht erreicht worden? Moment – lassen Sie nicht bereits an dieser Stelle Stress aufkommen. Allein das Wort „Vorsatz“ ist für viele ein purer Stressfaktor und ruft nicht selten ein Gefühlschaos aus Euphorie, Aufbruchstimmung und Unbehagen auf die Agenda! Wäre es nur so einfach, Laster wie das Rauchen, unausgewogene Ernährung oder gesundheitsfördernde Vorsätze wie mehr Sport umzusetzen. 

„Neujahr ist der Tag, an dem du deine Vorsätze von einem Jahr ins andere schleppst.“

Monika Kühn-Görg

The same procedure as every year? Nein, machen Sie es in diesem Jahr bewusster!  Wenn Sie einige Punkte beachten, können Sie wichtige Vorsätze erfolgreich bewältigen und gleichzeitig Stress vermeiden.

Der Sinn guter Vorsätze

Der Jahreswechsel ist traditionell einer der wichtigsten Zeitpunkte, um sich sinnvolle und passende Vorsätze für die nachfolgenden Monate vorzunehmen. Gleichzeitig endet dies regelmäßig in der Erfahrung des Scheiterns und einem intensiven Erleben von Stress, weil vermeintliche Ziele nicht erreicht werden. Das muss nicht so sein, wenn Vorsätze überschaubar bleiben, umsetzbar sind und nicht überfrachtet werden mit übersteigerten Erwartungen.

Gute Vorsätze sind oftmals das Resultat eines Rückblicks auf etwas Vergangenes. Wir lassen das Jahr oder alternativ einen bestimmten Zeitabschnitt Revue passieren und stellen fest, dass manchen Dingen oder Lebensumständen eine Veränderung guttäte. Damit verbunden stehen häufig konkrete Ziele, die erreicht werden sollen. Der Sinn liegt meist in einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität beziehungsweise in der Überwindung als negativ wahrgenommener Angewohnheiten. 

365 Tage – 365 Chancen 

Wenn Sie sich mit Ihren Vorsätzen auseinandersetzen, nehmen Sie sich etwas Zeit und überlegen, welche Bedürfnisse und Wünsche Sie an die damit verbundenen Veränderungen haben. Natürlich ist es ein Leichtes, sich eine ausführliche Liste mit umfangreichen Ideen anzulegen. Gleichzeitig macht es wenig Sinn, plötzlich auf alle lieb gewordenen Dinge und Handlungen zu verzichten, die Ihnen seit Jahren vertraut sind. Wenn Sie sich beispielsweise vornehmen, ab sofort nicht mehr zu rauchen, keinen Alkohol zu trinken, nur noch frisch gekochte Nahrung zu essen und mit dem Rad anstelle des Autos zur Arbeit zu fahren, ist ein fulminantes Scheitern vermutlich vorprogrammiert. Es besteht kein Grund, direkt zum Jahresbeginn alles anders und vermeintlich richtig machen zu wollen! 

Das Jahr hat 365 Tage – nutzen Sie sie und nähern Sie sich stattdessen zunächst einem einzigen Thema, das Ihnen besonders am Herzen liegt: planen Sie hierfür kleine und machbare Veränderungen ein. 

Beispiel gefällig? Sie möchten Ihr eher unsportliches Dasein beenden. In Ihrem Eifer planen Sie für den Sommer sofort einen Marathon. Das klingt sportlich ambitioniert, wird aber bei den meisten nicht ins buchstäbliche Ziel führen. Besser ist es, sich Schritt für Schritt zu steigern und sich immer längere Distanzen vorzunehmen. So bleiben Sie am Ball und ziehen immer wieder stress- und druckfreie neue Motivation aus Zielen. Beim Abnehmen ist es das Gleiche: Wenn aus „ein paar Pfunden“ als ungenaue Zielformulierung eine konkrete Kiloanzahl in X Monaten wird, erhöhen sich die Chancen. Vorausgesetzt, Sie übertreiben es nicht wie beim Laufbeispiel. Sie kennen sich selbst am besten: Seien Sie bei der Zielformulierung ehrlich zu sich selbst!

Die Macht kleiner Belohnungen

Belohnungen sind ein umstrittenes Thema, dabei gibt es dafür oft keinen Grund. Im Gegenteil, sie können durchaus ein probates Mittel sein, um Ihren inneren Schweinehund zu überwinden. Als positive Verstärkung, gezielter Anreiz und konkreter Motivator hilft Ihnen eine kleine Belohnung im Alltag, am Ball zu bleiben. 

Belohnungen sind bekannt dafür, im Gehirn den Neurotransmitter (Botenstoff) Dopamin freizusetzen. Dies ist mit einem angenehmen und motivierenden Gefühl verbunden und kann Ihnen helfen, den Fokus beizubehalten und ihr Ziel weiterhin zu verfolgen.

Hierbei ist es jedoch wesentlich, Belohnungen nicht als alleinigen Motivationsgeber und Anreiz für eine gewünschte Verhaltensänderung zu verstehen. Um wirklich etwas Neues umzusetzen, benötigen sie intrinsische Motivation, die aus eigenem Antrieb heraus entsteht. Eine kleine Belohnung bei selbst gesetzten Meilensteinen kann jedoch zur Unterstützung beitragen.

Der Umgang mit Ressourcen

Ihre persönlichen Ressourcen sind ein zentraler Faktor bei der Umsetzung guter Vorsätze. Es sind Ihre Fähigkeiten, individuellen Eigenschaften aber auch Unterstützungssysteme im Alltag, die Ihnen zur Verfügung stehen. Sie helfen Ihnen dabei, Herausforderungen zu meistern und Ihre individuellen Zielsetzungen nicht aus dem Blick zu verlieren.

Eine der häufigsten guten Vorsätze das oben genannte Beispiel von regelmäßiger sportlicher Betätigung. Vielleicht waren Sie in früheren Jahren sportlich aktiv und können Ihre damit verbundenen Erfahrungen als wichtige Ressource abrufen, um wieder neu hineinzufinden. Möglicherweise können Sie auch ein konkretes Sport- und Bewegungsangebot als eine wichtige Ressource nutzen, die Ihnen die Freude am Sport neu vermittelt.

Auch Scheitern will gelernt sein

Es gibt nahezu keinen Veränderungsprozess ohne Rückschläge und ohne Momente des Scheiterns. Das ist völlig normal und vor allem menschlich und sollte Sie weder ängstigen noch davon abhalten, sich Dinge vorzunehmen, die Ihnen guttun. Jedes kleine und auch große Scheitern ist Teil eines Lernprozesses. Mitunter ist es unangenehm und belastend, kann aber im Nachhinein auch bereichernd sein, weil es Ihnen vermittelt hat, nicht aufzugeben und vielleicht bei Bedarf auch Ihre Zielsetzung anzupassen.

Wichtig ist an dieser Stelle immer, den Druck aus den eigenen Erwartungen herauszunehmen und Stress zu vermeiden. Macht Ihnen das Laufen nicht so viel Freude wie erhofft, suchen Sie nach einer anderen Sportart. Hauptsache, Sie bleiben in Bewegung! Das tut Ihnen gut und reduziert Stress. Sie sollten also immer einen Plan B in der Hinterhand haben. 

Sinnvoller Umgang mit Stress

Einige Menschen tun sich leicht beim Umgang mit guten Vorsätzen, andere setzen sich selbst enormem Druck aus und geraten leicht in Stress, vor allem, wenn nicht alles sofort gut funktioniert. Hier kann es förderlich sein, die jeweiligen Stressauslöser zu identifizieren, um einen entspannteren Umgang damit zu finden. Vielleicht ist Perfektionismus Ihr besonderer Stressor oder die Angst, Fehler zu machen? Was immer es ist, das Verstehen der Ursache ist besonders wichtig, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Entscheidend ist, dass Stress und Stresssituationen Sie nicht von Dingen abhalten, die Ihnen wichtig sind und die Sie schätzen. Unter anderem kann das Erlernen von Methoden für mehr Achtsamkeit dabei helfen, Stress abzubauen und etwas Gelassenheit einzuüben.

Fünf Tipps zur effektiven Stressvermeidung

Das Erleben von Stress kann zu einer enormen Belastung werden, die mit dem Gefühl von Überforderung einhergeht. Stress wird dabei immer subjektiv erlebt. Im Ernstfall, vor allem bei langen beziehungsweise fortdauernden Stressphasen, entstehen unterschiedliche Symptome, darunter Schlafstörungen, Nervosität, vielfältige körperliche Symptome oder auch Konzentrationsprobleme. Jeder Mensch reagiert grundsätzlich sehr anders auf Stress und kann von diversen Strategien der Stressvermeidung profitieren.

1. Priorisieren Ihrer Aufgaben

Nicht nur Ihre guten Vorsätze, auch Ihre Arbeit und Ihre Alltagstätigkeiten können zur Überforderung werden. Strukturieren Sie Ihre Aufgaben nach Relevanz und lassen Sie bei Bedarf weg, was nicht unbedingt nötig ist.

2. Grenzen setzen

Sagen Sie Nein, wenn Ihr Limit erreicht ist. Sie dürfen auch an sich selbst denken, vor allem, wenn es gilt Überlastungen zu vermeiden.

3. Aktiv Unterstützung suchen

Sprechen Sie Ihre Familie und Freunde an und bitten Sie um Unterstützung, beispielsweise durch das Teilen oder Abnehmen von Aufgaben.

4. Gezielte Selbstfürsorge betreiben

Kümmern Sie sich um Ihre Bedürfnisse. Machen Sie Dinge, die Ihnen guttun, nehmen Sie sich kleine Auszeiten nur für sich und nutzen Sie persönliche Entspannungsmomente.

5. Professionelle Hilfe annehmen

Wenn es Ihnen insgesamt zu viel wird oder auch wenn Sie lernen wollen, sich um sich selbst gut zu kümmern und Ihre Ressourcen zu entdecken und stärken kann eines Therapieangebots
hilfreich sein. Sprechen Sie uns gerne an.

Fazit

Silvester ist ein feierlicher Anlass, um im neuen Jahr wohl dosiert mit den hier vorgestellten Tipps vieles besser zu machen. Setzen Sie sich nicht unter Druck, sondern genießen Sie mit einer positiven Lebenseinstellung die Möglichkeiten: Gute Vorsätze und die damit angestrebten gewünschten Veränderungen können im Sinne der Nachhaltigkeit sehr gut funktionieren, wenn Erwartungsdruck vermieden wird und die gesetzten Ziele überschaubar bleiben sowie nicht überfrachtet werden. Wenn es Ihnen gelingt, bereits zu Beginn Stress aus Ihren Plänen herauszunehmen und den Prozess wertschätzend und akzeptierend zu betrachten, ist bereits viel gewonnen. Niemand wird Sie am 10. Januar nach der Zielerreichung fragen.