Heute ist der internationale Tag für Toleranz. Wir möchten diesen nutzen, um über die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber psychischen Erkrankungen nachzudenken. Denn AngsterkrankungenDepressionen, Burnout & Co. stellen in der Regel nicht nur die Betroffenen selbst vor eine große Hürde – auch für das nähere Umfeld, wie Familie und Freunde ist das zu tragende Päckchen gar nicht mal so leicht zu handeln. Nicht selten stehen sie vor folgenden Fragestellungen:

  • Wie kann ich meinem Angehörigen bei der Bewältigung von Alltagssymptomen helfen, die für mich zum Teil nur schwer nachvollziehbar sind?
  • Welche Ressourcen stehen mir zur Verfügung, um mehr über die spezifische Erkrankung zu erfahren und mehr Toleranz für damit einhergehende Herausforderungen zu entwickeln?
  • Welche Schritte kann ich unternehmen, um das Stigma im Familien- und Freundeskreis zu brechen und eine Umgebung zu schaffen, die es meinem Angehörigen erleichtert, offen über seine psychische Gesundheit zu sprechen? 
  • Welche Grenzen sollte ich setzen, um meine eigene psychische Gesundheit zu schützen und wie kann ich auch für mich selbst Unterstützung finden?

In unserer hektischen Welt, in der wir oft von äußeren Einflüssen und hohen Erwartungen geprägt sind, vergessen wir manchmal, dass jeder von uns seine eigenen Kämpfe austrägt, insbesondere wenn es um die unsichtbaren Herausforderungen der psychischen Gesundheit geht. Wird ein Angehöriger mit einer psychischen Erkrankung konfrontiert, beginnt für Familie und Freunde häufig eine Reise ins Ungewisse. Doch gerade in diesen Momenten wird Toleranz zu einem unschätzbaren Gut. 

Psychosomatische Erkrankungen – Unsichtbar und doch real

Halten Sie sich stets vor Augen: So unterschiedlich und schwer nachvollziehbar die Symptome der verschiedenen psychischen Erkrankungen auch sein mögen, für die Betroffenen sind diese mindestens genauso real und einschneidend wie physische Gesundheitsprobleme. Dass man die verschiedenen Krankheitsbilder – anders als beispielsweise ein gebrochenes Bein – nicht auf den ersten Blick erkennt, macht es für die Betroffenen sogar wesentlich schwerer, da ihnen unsere Gesellschaft leider nach wie vor häufig mit Unverständnis anstelle von Hilfsbereitschaft gegenübersteht. Die Tatsache, dass Sie sich diesen Blogbeitrag gerade durchlesen zeigt, dass Sie bereits einen guten Schritt weiter sind als viele andere. Vermutlich haben Sie bei einem engen Freund oder einem Familienmitglied Symptome einer psychosomatischen Erkrankung erkannt und möchten ihrem Angehörigen helfend zur Seite stehen.

Stigmatisierung von psychisch Erkrankten

Betroffene psychischer Erkrankungen werden häufig mit einer ganzen Reihe negativer Stigmata konfrontiert. So wird Patienten mit Depressionen oft vorgeworfen, ihnen fehle es lediglich an Selbstdisziplin oder Menschen, die unter Schizophrenie leiden, wird Unberechenbarkeit zugeschrieben. Nicht selten münden solche Vorurteile in die soziale Isolation, die im Extremfall bis zur Arbeitslosigkeit oder Obdachlosigkeit führen kann.

Da psychische Erkrankungen oft immer wiederkehren oder dauerhaft bestehen bleiben, entwickelt sich aus dieser Stigmatisierung eine dauerhafte Last für die Betroffenen, die dazu führt, dass das Aufsuchen eines Arztes auf die lange Bank geschoben wird und den Heilungsprozess unnötig hinauszögert. Aus diesen Gründen wird die Stigmatisierung, die sich auch in abwertenden Begriffen wie „Klappse“ oder „Irrenanstalt“ zeigt, oftmals auch „die zweite Krankheit“ genannt. Dabei gibt es objektiv betrachtet keinen Grund, sich zu verstecken: mit einem Anteil von insgesamt 15 Prozent (2022 statista) zählen psychosomatische Erkrankungen zur dritthäufigsten Ursache für Krankschreibungen am Arbeitsplatz in Deutschland.

„Der schlimmste Teil einer psychischen Erkrankung ist: Leute erwarten, dass du dich so verhältst, als hättest du keine.“

Zitat Arthur Fleck im Film Joker

So können Sie helfen

Die Liste an psychischen Erkrankungen ist groß. Ob Burnout, Depression, Angststörung oder Bipolare Störung, so unterschiedlich die Symptome, so groß ist das  Therapieangebot. Hier sind einige Tipps, die Ihnen helfen können, Ihr Verständnis zu vertiefen und unterstützend zur Seite zu stehen:

  • Informieren Sie sich:
    Vertiefen Sie Ihr Verständnis für die spezifische psychische Erkrankung Ihres Angehörigen. Informationen über Ursachen, Symptome und mögliche Behandlungsansätze können Ihnen helfen, die Situation besser zu begreifen. Auf der Website und im Magazin der Schlossparkklinik Dirmstein finden Sie zahlreiche weiterführende Inhalte.
  • Etablieren Sie eine kommunikationsfördernde Umgebung:
    Schaffen Sie eine offene und unterstützende Kommunikationsumgebung. Lassen Sie Ihren Angehörigen wissen, dass Sie zur Verfügung stehen, wenn dieser Redebedarf hat und zeigen Sie Empathie und Verständnis für seine Perspektive. Hier gilt: Zuhören vor Reden!
  • Respektieren Sie Grenzen:
    Achten Sie darauf, die Grenzen Ihres Angehörigen zu respektieren. Manchmal benötigen Menschen mit psychischen Erkrankungen mehr Raum oder Zeit für sich. Zeigen Sie Verständnis für diese Bedürfnisse.
  • Fragen Sie nach den Bedürfnissen:
    Direkte Kommunikation ist entscheidend. Fragen Sie nach den Bedürfnissen Ihres Angehörigen und wie Sie am besten unterstützen können. Das fördert die Zusammenarbeit und beugt Missverständnissen vor.
  • Entwickeln Sie gemeinsame Bewältigungsstrategien:
    Arbeiten Sie gemeinsam an Bewältigungsstrategien. Das können Techniken zur Stressbewältigung sein, Übungen für mehr Achtsamkeit, gemeinsame Aktivitäten oder die Etablierung von Routinen umfassen. Eben alles, was dabei hilft, den Alltag besser zu meistern.
  • Ermutigen Sie zu professioneller Hilfe:
    Ermutigen Sie Ihren Angehörigen, sich Selbsthilfe-Gruppen oder professioneller ärztlicher bzw. psychotherapeutischer Hilfe zuzuwenden. Der Austausch mit anderen und das Gefühl sich verstanden zu fühlen, kann sehr entlastend sein. Wenn eine stationäre Behandlung wie in der Schlossparkklinik Dirmstein, psychiatrische Akutklinik, notwendig ist, stützen Sie Ihren Partner dabei, diese auch anzunehmen und halten Sie ihm zu Hause den Rücken frei.
  • Geduld und Verständnis:
    Psychische Erkrankungen erfordern oft Geduld und Verständnis. Seien Sie geduldig und zeigen Sie Mitgefühl, auch wenn es manchmal schwerfällt. Das Ablegen alter „Gewohnheiten“ und der Aufbau neuer Routinen braucht Zeit.
  • Schützen Sie sich selbst:
    Indem Sie aktiv an der Unterstützung Ihres Angehörigen teilnehmen und sich umfassend informieren, können Sie eine positive und unterstützende Rolle bei der Bewältigung von Alltagssymptomen spielen. Denken Sie daran, dass es wichtig ist, auch auf Ihre eigene Gesundheit zu achten und sich gegebenenfalls Unterstützung von Freunden, Familie oder professionellen Helfern zu suchen. Viele Selbsthilfe-Gruppen bieten zum Beispiel auch ein Angebot für Angehörige von Betroffenen an. Informieren Sie sich im Internet über Angebote in Ihrer Stadt.

Abschließend ist es von essenzieller Bedeutung, dass wir Toleranz für psychische Erkrankungen fördern und aktiv in unsere Gesellschaft integrieren. Durch die Förderung von Toleranz tragen wir dazu bei, das Stigma zu brechen und eine Welt zu schaffen, in der psychische Gesundheit als ebenso wichtig betrachtet wird wie körperliche Gesundheit. Wir möchten an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, das bei ernsten psychischen Erkrankungen unbedingt der Rat eines Facharztes einzuholen ist. Insbesondere wenn die betroffene Person gefährdet ist, sich selbst oder andere zu verletzen, benötigt sie schnelle ärztliche Unterstützung.