Binge Eating Therapie: Folgen im Fokus

Die Bezeichnung Binge Eating kommt aus dem englischen und steht für Gelage, Exzess (binge) und Essen (eating). International anerkannt ist sie erst seit 2013. So gibt es noch viele Kontroversen um ihr Krankheitsbild. Gleichzeitig ist sie die am häufigsten auftretende Essstörung und noch relativ unbekannt. Wir von der Schlossparkklinik Dirmstein/Pfalz, eine professionelle psychiatrische Akutklinik, informieren über die Krankheit!

Was ist eine Binge Eating Störung?

Beim Binge Eating treten immer wiederkehrende Essanfälle auf. Während dieser Esssucht verliert der Betroffene die Kontrolle über sich. Er isst nicht, weil er Hunger hat oder weil es ihm schmeckt. Das Bewusste zum Aufhören ist in diesem Moment auch nicht möglich. Solche Attacken können regelmäßig in kurzen Abständen oder mit größeren Pausen auftreten. Ein weiteres Anzeichen ist emotionales Essen, d.h. der Betroffene isst, um mit negativen Gefühlen zurechtzukommen. Während des Binge Eatings genießt er es noch, jedoch entsteht danach ein unangenehmes Völlegefühl und auch psychische, negative Situationen wie Scham und Ekel. Heimlichkeit ist ein weiterer Aspekt, aus Scham wird allein und in Heimlichkeit gegessen. 

Wer sind die Betroffenen?

Weltweit wird die Zahl der Betroffenen von Experten auf 1-3 % der Bevölkerung geschätzt. Aufgrund von Scham verbergen viele Betroffene des Binge Eatings ihr Leiden und suchen sich auch keine Hilfe. Daraus resultiert eine hohe Dunkelziffer nach Einschätzung von Experten. Bei Menschen mit Übergewicht und Adipositas sind laut Studien 20-30 % davon betroffen. [1]Apotheken Umschau; Binge-Eating-Störung; Wenn Heißhunger zum Problem wird; https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/psychische-krankheiten/binge-eating-stoerung-743449.html Die Binge Eating Störung ist keine geschlechtsspezifische Krankheit, sie tritt bei Frauen und Männern gleich häufig auf. Von der Altersstruktur her sind es Erwachsene, besonders im mittleren Alter. Damit steht sie in Kontrast zur Bulimia nervosa (Bulimie) und Anorexia nervosa (Magersucht) bei denen eher jüngere Menschen betroffen sind.

Wie entsteht Binge Eating?

Es ist eine Kombination unterschiedlicher Komponenten, die für die Entstehung von Binge Eating verantwortlich sind. Hierbei wird zwischen Ursache und Auslöser, deren Übergänge fließend sein können, unterschieden. Als Ursachen werden im Vorfeld existierende Risikofaktoren bezeichnet, die eine Entstehung begünstigen können. Zu diesen zählen biologische und körperliche Einflüsse (Gene, häufige Diäten, Übergewicht). Genetische Faktoren können laut Experten für die Entstehung von Essstörungen begünstigend wirken. Dabei sind der Hormonstoffwechsel und die Aktivität der Botenstoffe im Gehirn zu nennen. Gene prägen auch die Bildung von Persönlichkeitsfaktoren. Diese Faktoren können die Entstehung einer Essstörung begünstigen. Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie ein niedriges Selbstwertgefühl oder auch Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper sind hier beispielhaft zu nennen. Diese Unzufriedenheit wird heutzutage meist von den sozialen Medien kreiert. Dem vorherrschenden Schönheitsideal wird auch in Schulen, bei der Arbeit sprichwörtlich auf offener Straße begegnet, sodass ein Entkommen nicht mehr möglich ist. Familiäre Einflüsse können weitere Ursachen für Binge Eating sein. Beispiel ist die Vorbildfunktion anderer Familienmitglieder. Ein Risikofaktor ist, dass Betroffene wenig bis gar keine Hilfe durch Bezugspersonen erhalten haben. [2]Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung; Binge-Eating-Störung; https://www.bzga-essstoerungen.de/was-sind-essstoerungen/arten/binge-eating-stoerung/?L=0#c179 

Die Auslöser führen durch bestimmte Einflüsse zum Ausbruch des Leidens. Schwierige Lebenssituationen, die mit Gefühlen wie Einsamkeit und großer Trauer verknüpft sind oder auch zwischenmenschliche Konflikte und belastende Ereignisse sind in diesem Kontext zu nennen. 

Welche Folgen hat Binge Eating?

Die für die Umgebung offensichtliche Folge des Binge Eatings ist eine Gewichtszunahme. Oftmals führt diese zu Übergewicht oder gar Adipositas. Dabei ist zu bedenken, dass nicht alle Übergewichtigen an dieser Krankheit leiden und auch normalgewichtige Menschen an der Binge Eating Störung erkrankt sein können. 

Folgeerkrankung können aufgrund der Gewichtsveränderung sein:

  • Herz-Kreislauf-Störungen
  • Diabetes
  • Rücken- oder Gelenkprobleme
  • Schlafprobleme

Viele der Betroffenen von Binge Eating schämen sich und halten die Essanfälle geheim, infolgedessen ziehen sie sich immer weiter zurück. Dies führt zu Vereinsamung. 

Komorbiditäten treten häufig auf. Eine Komorbidität ist gegeben, wenn eine Grunderkrankung mit einer weiteren Krankheit einhergeht. Dabei ist zu beachten, dass diese sich gegenseitig verstärken oder beeinflussen können. Das Erkennen einer vorliegenden und zusätzlich psychischen Erkrankung ist nicht einfach, da Essstörungen selbst psychische Aspekte besitzen. Diese Symptome sind meist Ängste, Stimmungsschwankungen oder depressive Episoden. Daher ist es nicht ratsam Mutmaßungen zu erheben. Betroffene sollten sich stets für die Diagnose an einen Facharzt wenden. [3]Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung; Komorbiditäten; https://www.bzga-essstoerungen.de/was-sind-essstoerungen/komorbiditaeten/?L=0 Eine weitere Folge können finanzielle Probleme aufgrund der großen Mengen an gekauften Lebensmitteln sein.

Ähnlich wie andere Essstörungen kann auch Binge Eating tödlich verlaufen. Das Risiko zu sterben ist nicht vergleichbar mit dem bei der Magersucht. Es ist jedoch zu bedenken, dass aufgrund der psychischen Symptomatik von Binge Eating oder auch auf Basis der Komorbidität das Suizidrisiko steigt. 

Wie wird Binge Eating therapiert?

Viele Betroffene zögern aufgrund von Angst und Scham die Behandlung hinaus. Es sollte beachtet werden, dass Binge Eating eine psychische Krankheit ist, die beispielsweise durch therapeutische Gespräche behandelt werden sollte. Auf Basis von Studien wird die Kognitive Verhaltenstherapie als wirksamste Methode empfohlen. In der Therapie wird ein gesundes, aufgeklärtes und regelmäßiges Essverhalten geübt. Bei Patienten mit Übergewicht ist eine Gewichtsabnahme bzw. ein Halten des aktuellen Gewichts Thema. Weitere Aspekte der Behandlung sind Bewegung, Selbstakzeptanz und ein gutes Körperbild. Die Betroffenen müssen lernen sich frei von dem von der Gesellschaft diktierten Schönheitsideal sowie der Stigmatisierung des Übergewichts zu befreien. Die Auslöser für Essattacken werden in der Therapie gemeinsam von Patienten und Therapeuten erarbeitet. Der Umgang mit negativen Gefühlen, Bedürfnisäußerung und die Fähigkeit „Nein“ zu sagen, sind ganz wichtige Elemente des Behandlungskonzeptes.

Eine weitere wirkungsvolle Behandlungsmethode ist die Interpersonellen Psychotherapie. Bei dieser wird nur zwischenmenschlich (interpersonell) gearbeitet. Ein Fragenkatalog wird bearbeitet um Interaktions- und Kommunikationsverhalten zu verbessern, Stress abzubauen und soziale Kontakte zu stärken. [4]AOK; Gesundheitsmagazin; Binge Eating: Essen bis zum Exzess; https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/binge-eating-stoerung-ursachen-folgen-und-therapie/

Wie bei jedem anderen psychischen Leiden gibt es für die verschiedenen Behandlungsfelder je nach Schwere folgende Möglichkeiten für die Behandlung: 

  • ambulant
  • tagesklinisch
  • stationär

Laut dem Gesundheitsmagazin der AOK liegt die symptomfreie Heilung bei Binge Eating bei ca. 50 %. Gleichwohl gelingt dies nicht jedem, sodass die Nachsorge und Prophylaxe einen weiteren wichtigen Part in der Behandlung des Binge Eatings einnehmen. Es ist ratsam und wichtig sich frühzeitig in Behandlung zu geben.

Quellen

Quellen
1 Apotheken Umschau; Binge-Eating-Störung; Wenn Heißhunger zum Problem wird; https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/psychische-krankheiten/binge-eating-stoerung-743449.html
2 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung; Binge-Eating-Störung; https://www.bzga-essstoerungen.de/was-sind-essstoerungen/arten/binge-eating-stoerung/?L=0#c179
3 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung; Komorbiditäten; https://www.bzga-essstoerungen.de/was-sind-essstoerungen/komorbiditaeten/?L=0
4 AOK; Gesundheitsmagazin; Binge Eating: Essen bis zum Exzess; https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/binge-eating-stoerung-ursachen-folgen-und-therapie/