Individuelle Faktoren bestimmen die psychische Gesundheit

Es gibt nicht den einen Grund, warum ein Mensch psychisch krank wird. In der Regel gibt es vielfältige Aspekte, welche individuellen Einfluss auf die Psyche nehmen und je nach Veranlagung und persönlicher Entwicklung zu einer psychischen Erkrankung führen können oder nicht. Sind die Einflüsse und Geschehnisse zu komplex, um sie zu verarbeiten, oder wird deren Verarbeitung verdrängt, kann eine psychische Erkrankung entstehen. Bei jedem Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht und sozialem Umfeld.

Die Erkenntnis, eine psychische Erkrankung zu haben, fällt vielen Menschen schwer. Sie suchen nach Fehlern, die hätten vermieden werden können, nach Ursachen, die sich beheben lassen oder bemühen sich um die Ermittlung von Geschehnissen (manchmal auch Personen), die „Schuld“ an der Entwicklung der Krankheit sind. Die Frage nach dem „Warum bin ich betroffen?“ wird schnell mit dem verbreiteten Irrtum vermischt, dass eine psychische Erkrankung nur „schwache Persönlichkeiten“ betrifft. Man möchte jedoch nicht „schwach“ sein. Dabei wird der Umstand übersehen, wie viele Faktoren im Laufe eines Lebens auf den Menschen und seine Psyche einwirken, und somit die Entwicklung einer psychischen Erkrankung begründen können.
Manche Menschen erleben vielfältige Schicksalsschläge und schaffen es dennoch, sich eine gesunde Psyche zu bewahren. Andere Menschen werden durch extreme Lebensereignisse in ihrer mentalen Stabilität erschüttert und entwickeln krankhafte Verhaltensweisen, welche die Wiederherstellung der stabilen Mentalgesundheit nicht mehr erreichen lassen. Hinzu kommen genetische Dispositionen und körperliche Störungen, durch die der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht gerät. Doch auch erworbene Krankheiten können die natürliche Körperfunktionalität beeinflussen und Folgen entwickeln, die zur Entwicklung einer Depression, einer Angststörung oder anderen psychischen Erkrankungen beitragen.

Äußere Einflüsse als Auslöser und Verstärker
Jeder 10. Mensch ist nach aktuellen Studien einmal in seinem Leben von einer Depression betroffen. Doch die Depression ist nur eine von vielen Facetten, mit denen sich psychische Erkrankungen zeigen. Zu bereits erwähnten Dispositionen wie Vorerkrankungen oder vererbte Risiken für die Krankheitsentwicklung kommen die vielfältigen Alltagsbelastungen, denen sich der Mensch in unserem modernen Leben aussetzt.

Überbelastungen im beruflichen wie im privaten Lebensbereich gehören ebenso dazu wie extreme Lebensereignisse, welche den Menschen emotional „aus der Bahn werfen“. Hinzu kommt oft ein geringes Selbstwertgefühl, ein eingeschränktes Selbstvertrauen oder erworbene Minderwertigkeitsgefühle, die in dem Menschen das Empfinden vermitteln, „nicht gut genug“ zu sein. Der gesellschaftliche Leistungs- und Erfolgsdruck geht mit dem Wunsch einher, allen Anforderungen gerecht zu werden, um auch für das persönliche Umfeld – allem voran die Familie – zu sorgen.

Kein Gedanke an Schuld: Das Zusammenspiel vieler Einzelfaktoren
Häufig fühlt sich der Erkrankte „schuldig“, eine psychische Erkrankung entwickelt zu haben und keine ausreichende Stärke gegen die Belastungsaspekte und Einflüsse zu besitzen. Dieser Schuldgedanke macht jedoch wenig Sinn, da es meist ein Zusammenspiel zahlreicher Einzelfaktoren ist, das zur Entwicklung einer psychischen Erkrankung führt. Auf viele dieser Faktoren hat der Mensch keinen oder nur sehr geringen Einfluss. Entsprechend kann es Sinn machen, durch Stressvermeidung, Achtsamkeit und Selbstfürsorge die eigene mentale Gesundheit zu fördern. Ein Garant für die Vermeidung eines Krankheitsausbruches ist dies jedoch nicht. Doch angemessene Verhaltensweisen zur Förderung der psychischen Gesundheit sind für gesunde wie für erkrankte Menschen gleichermaßen sinnvoll. In einer Therapie können Betroffene Hilfestellung erfahren, um Strategien zur Stressvermeidung sowie für mehr Selbstfürsorge zu erlernen und diese in ihren Alltag zu integrieren.