Anzeichen für Burnout – Hinweise für Betroffene

Esther fühlte sich genervt und müde. Sie hatte die Nacht zuvor schlecht geschlafen und nun saß sie ohne echte Konzentration im Meeting. Ihr neuer Kollege Stefan notierte fleißig und vorbildlich all die unnötigen Kommentare zu den möglichen Projekterweiterungen, während ihre Kollegin Tina mit dem Fuß wippte und damit den ganzen Tisch in Unruhe versetzte. Eine ähnliche Unruhe brodelte in ihr, wenn sie an den Stapel an Akten im Büro dachte, die dringend auf die Bearbeitung warteten, weil die vorgezogene Deadline längst erreicht war. Erleichterung keimte auf, als der Chef endlich das Ende des Meetings einläutete. Wortlos packte sie ihre Unterlagen und machte sich auf den Weg zu Ihrem Schreibtisch.

Der Aktenstapel stand unberührt auf ihrem Platz. Seufzend ließ sich Esther auf ihrem Stuhl nieder und checkte noch schnell die Emails. Als sie erneut zum Stapel schaute, erschien er ihr noch größer als zuvor. Geradezu bedrohlich ragte er neben ihr auf und die lustige Büroklammer auf dem festgeklemmten Notizzettel mit ihrem Namen schien sie zu verhöhnen. In den Schläfen pochte der schon wohlbekannte Schmerz auf.

Das Gekicher aus der Büroküche schwappte langsam durch den Flur und gelangte in Gestalt ihrer beiden Kollegen aus dem Meeting ins Zimmer. „Natürlich kannst Du die pinke Krawatte zum blauen Hemd tragen. Nur sieht es eventuell doof aus!“ scherzte Tina. „Aber vielleicht gefällt dem Kunden ja auch, wenn Du seine Firmenfarbe als Schleifchen im Haar trägst.“ – „Könnt Ihr Eure Modeprobleme bitte woanders klären? Es gibt hier Leute, die versuchen zu arbeiten.“ meckerte Esther. Erstaunte Augen blickten sie an. Stefan grinste: „Gereizt!“ – „Ja, ich bin gereizt. Also schau, dass Du zum Kunden kommst, die Zentrale hat schon via Email nachgefragt, ob das Meeting zu Ende ist. Der Kunde will, dass Du früher kommst – was Du wüsstest, wenn Du die Projektemails lesen würdest, statt dumme Witze zu reißen.“

Tina und Stefan wechselten noch einen Blick, dann verschwand Stefan aus der Tür und Tina nahm ihren Platz am Schreibtisch gegenüber von Esther ein. Für eine Weile war nur noch das Tippen und Blättern der beiden zu hören, bis Tina innehielt und ihre Kollegin betrachtete. Sie konnte Esthers innere Anspannung geradezu sehen. Sie blickte verkniffen auf den Bildschirm und schien die Arbeit mit ihren Zähnen zermalmen zu wollen.

„Ist alles okay bei Dir? Kann ich Dir etwas Arbeit abnehmen?“ fragte Tina vorsichtig. „Ich bin mit meinem Stapel durch und daher ein wenig aufgekratzt. Aber ich helf Dir gern.“

Seufzend blickte Esther auf. „Nein, gar nichts ist in Ordnung. Entschuldige bitte meine Motzerei. Ja, ich glaube, ich brauche Hilfe. Und was ich brauche, geht bis weit über die Hilfe bei der Arbeit hinaus.“

Burnout-Anzeichen selbst wahrnehmen
Kennen Sie das Gefühl der völligen Erschöpfung? Sind Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme Ihre ständigen Begleiter? Haben Sie das Gefühl, dass das Wochenende oder gar der Urlaub für die Erholung nicht mehr ausreicht, und dass Ihre Stimmung immer öfter gereizt oder gar aggressiv ist? Dann sollten Sie sich dringend mit dem Gedanken an einen Burnout auseinandersetzen und aktiv Hilfestellung suchen.

Um die Anzeichen für einen Burnout leichter zu erkennen, können Sie die typischen Burnout-Symptome betrachten und mit Ihrem Empfinden abgleichen:

– chronische Müdigkeit und Abgespanntheit
– Konzentrationsstörungen und abschweifende Gedanken
– Verspannungen und Schmerzen ohne erkennbare Ursache
– Nervosität, Ticks (z.B. Kratzen, Nägel kauen)
– Ein- und Durchschlafstörungen, Albträume
– fehlende Erholung in der Nacht oder nach der Freizeit ohne besondere Aktivitäten
– Gefühle von Versagen, Ärger, Schuld und Widerwillen gegenüber einfachsten Alltagsaufgaben
– extreme Stimmungsschwankungen
– sexuelle Störungen und Unlust
– Wunsch nach Isolation und Rückzug, aber auch Gefühle der Einsamkeit
– erhöhte Aggression, leichte Reizbarkeit
– Verlust von Hunger und Durst, aber auch Heißhungerattacken
– Interesselosigkeit
– unkontrollierter Gebrauch von Suchtmitteln (Tabak, Alkohol, Drogen, Kaffee)

Entdecken Sie bei sich mehrere Symptome, die auf ein Burnout hinweisen könnten, suchen Sie zeitnah das Gespräch mit einem Arzt Ihres Vertrauens. Vielleicht haben Sie frühzeitig die Warnsignale Ihres Körpers erkannt und können durch einige Änderungen in Ihrem Lebensalltag bereits effektive Erfolge für die Burnout-Vermeidung erzielen. Gemeinsam mit Ihrem Arzt können Sie das Krankheitsbild besprechen, Ihre Beschwerden von anderen Erkrankungen differenzieren und bei Bedarf die richtigen Behandlungsmöglichkeiten in die Wege leiten.