„Wird man davon nicht dick, impotent und abhängig?“ So oder so ähnlich lauten die Sorgen vieler Betroffener, wenn Ärzte das Thema Psychopharmaka ansprechen. Fakt ist: Psychopharmaka können Nebenwirkungen hervorrufen, doch längst nicht jeder leidet darunter. Auch die Art des Medikaments und die Dosis spielen eine entscheidende Rolle.

Welche Nebenwirkungen Psychopharmaka häufig zeigen

Je nach Substanzgruppe sind unterschiedliche Nebenwirkungen möglich:

Antidepressiva (Stimmungsaufheller)

Antidepressiva wie Sertralin, Citalopram oder Mirtazapin setzt man typischerweise zur Behandlung von Depressionen ein. Manche Präparate wirken eher antriebssteigernd, andere beruhigend und angstlösend. Daher werden sie oft auch bei Angststörungen, Zwangserkrankungen oder psychosomatischen Beschwerden verschrieben.

Welche Nebenwirkungen haben Antidepressiva und Stimmungsaufheller

Am häufigsten kommen heute Antidepressiva vom Typ der Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) wie Citalopram oder Sertralin zum Einsatz. Diese können gelegentlich Auswirkungen auf das sexuelle Erleben haben, indem sie den Höhepunkt hinauszögern oder verhindern. Relativ häufig sind Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung. Manche Antidepressiva wie Mirtazapin bewirken manchmal eine unerwünschte Gewichtszunahme oder verstärkte Müdigkeit. Doch wie bei allen Medikamenten gilt: Viele Betroffene bemerken gar keine Nebenwirkungen. Darüber hinaus gibt es neuere Wirkstoffe, die sich weder auf das Körpergewicht noch auf die Sexualität auswirken.

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Neuroleptika (Medikamente gegen Psychosen)

Neuroleptika, oder auch Antipsychotika genannt, setzt man zur Behandlung von psychotischen Erkrankungen wie beispielsweise Schizophrenie ein. Sie reduzieren Symptome wie Stimmenhören oder Halluzinationen. Neuroleptika der älteren Generation hatten häufig Bewegungsstörungen zur Folge. Neuere Präparate bewirken gewisse Veränderungen des Stoffwechsels und können dadurch zu Übergewicht führen. Durch ihre Einwirkungen auf das Nervensystem verändern sie zudem manchmal das sexuelle Erleben. Auch diese Beschwerden müssen natürlich nicht beim jedem Patienten auftreten.

Was versteht man unter Absetzerscheinungen?

Bestimmte Psychopharmaka-Nebenwirkungen zeigen sich erst, wenn man die Einnahme plötzlich stoppt. Vor allem Antidepressiva sind für sogenannte Absetzerscheinungen bekannt. Dazu zählen Beschwerden wie:

  • grippeähnliche Symptome (Kopfschmerzen, Schüttelfrost oder Schwitzen)
  • Schlafstörungen oder Albträume
  • Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall
  • Schwindel, Gleichgewichtsstörungen
  • Ängstlichkeit oder Reizbarkeit

Um Absetzerscheinungen zu vermeiden, gibt es jedoch eine bewährte Methode: Man setzt das Medikament nicht plötzlich ab, sondern schleicht es über einen Zeitraum von mehreren Wochen aus. Das ist für den Organismus verträglicher und reduziert mögliche Beschwerden erheblich.

Kann sich die Erkrankung nach dem Absetzen verschlimmern?

Absetzeffekte von Psychopharmaka heißen nicht, dass diese abhängig machenleichen vermieden werden

Manche Betroffene erleben nach dem Absetzen der Medikamente einen Rückfall, das heißt die ursprünglichen Beschwerden treten wieder auf. In manchen Fällen sollen sich die Symptome sogar verstärken, was oft als „Rebound-Effekt“ bezeichnet wird. Leider gibt es keine zuverlässigen wissenschaftlichen Daten, wie häufig so etwas vorkommt. Es ist auch schwer zu unterscheiden: Haben sich die Beschwerden tatsächlich verschlimmert, oder hat der Patient ohne das Medikament einfach einen Rückfall erlitten?

Machen Psychopharmaka abhängig?

Sie fragen sich vielleicht: Sind Absetzerscheinungen und Rebound-Effekte nicht ein Hinweis darauf, dass Psychopharmaka abhängig machen? Eine berechtigte Frage! Absetzerscheinungen sind nicht wirklich „Entzugssymptome“. Anders als etwa Alkohol oder Heroin verursachen Antidepressiva kein unkontrollierbares Verlangen danach, die Tabletten einzunehmen. Sie bewirken nicht, dass man nur noch auf die Substanz fokussiert ist und andere Interessen darüber vernachlässigt. Das aber ist ein entscheidendes Kriterium für eine Abhängigkeit. Die Sorge, dass Psychopharmaka abhängig machen, ist daher unbegründet.

Psychopharmaka sind nur eine Säule der Therapie

Wer aus Angst vor möglichen Psychopharmaka-Nebenwirkungen keine Tabletten einnehmen will, sollte bedenken: Auch eine unbehandelte Depression oder Angststörung hat erhebliche Auswirkungen auf Partnerschaft, Sexualität, Freundschaften oder das berufliche Fortkommen. Häufig lassen sich störende Nebenwirkungen erheblich reduzieren, indem man das Präparat wechselt oder die Dosis verändert. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt ehrlich über Ihre Sorgen und Bedenken! Berichten Sie unbedingt auch von Nebenwirkungen, anstatt das Medikament eigenmächtig abzusetzen.

Nebenwirkungen von Psychopharmaka sollten angesprochen werden

Beachten Sie auch: Oft ist es sinnvoll, zusätzlich zu den Tabletten eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Die Kombination von Gesprächstherapie und Medikamenten wirkt in der Regel besser und nachhaltiger als Psychopharmaka allein.